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Aber sie sind auch den Menschen gefällig und dienstbar und führen einen den rechten Weg, wenn man ihnen einen Dreier gibt; einige haben auch Hirse gegeben. Sagte man früher: „Komm und leuchte mir nach Hause," so war gleich eins da. Den Dreier soll man in ein Stück Holz hine nklemmen und so Hinhalten. Soweit das Geld darauf gelegen hat, ist das Holz weggebrannt. Gder man legt ihnen den Dreier auf die Schwelle vor der Tür. Öffnet man die Tür etwas, so sieht man durch die Ritze, wie eine kleine Hand nach dem Dreier greift und ihn wegnimmt. Als ein Pfarrer aus der Umgegend von Nauen abends spät in der Dunkelheit mit seinem Unechte nach Hause fuhr, wurde es ganz lebendig um den Wagen von lauter kleinen Lichtern. Der Pfarrer rief: „Nun geht nur vorne vor die Pferde, und ihr sollt auch ein Trinkgeld haben." Da waren sie auf einmal alle vor dem Wagen und zeigten den Weg nach dem Dorf. Dann warf ihnen der Pfarrer ein Trinkgeld vom Wagen, da sind sie verschwunden.
verwünschte.
Mehr noch als im Wasser, gibt es Verwünschte auf dem Lande. Sie sitzen tief in den Bergen, manche m t einem Spinnrad, in alten Burgwällen und Schlössern. Auch aus alten Kirchen und Klöstern kommen sie zum Vorschein. Alles ist verwünscht, auch die alten Burgen und Schlösser, selbst die Kirchen. Die verwünschten Frauen sind oft von großer Schönheit. Ihre beständige Sorge ist, erlöst zu sein. Doch das ist schwierig, Furcht darf einer nicht haben, allein reicher Lohn wird dem Erlöser. Manche sind auf hundert Jahr, manche auf unbcst mmte Zeit, manche auf ewig verwünscht. Im alten Schloßberg zu Burg, wo alles im Gewitter versunken ist, soll eine Verwünschte sieben oder zwölf Hemden nähen, doch alle hundert Jahr nur einen Stich. Alle hundert Jahr kommt sie heraus, und wer dann das Hemde nimmt, hat sie erlöst und gewinnt den Schatz, aber wer wird sich das trauen in der Nacht! Einmal sah man sie durch die Luft fahren in einem Wagen von W ndhunden gezogen. Bei Groß-Dölln ist eine Niederung, gehe ßen punskuhl. hier stand ein Schloß des Ritters von Dölln, aber ob des Hochmuts seiner Tochter ist alles versunken. Sie muß nun umgehen, die Leute nennen sie Klingelmarie, bis sie erlöst wird von einem unbescholtenen Jüngling. 2ie war jemandem begegnet. Er konnte zu Hause nur sagen: „Klingelmarie hat mi an- foat" und starb bald. Auf einem Eiland in der Havel, südwärt vom Dorfe Strodehne, ist ein Raubritter verwünscht und eine Frau von großer Schönheit. Sie erscheint in schwarzem Trauergewand. Auch Meineidige sind verwünscht. Die Bauern vom Dorfe Gülpe hatten mit den Rehbergern einen Streit wegen einer Wiese. Durch einen falschen Schwur fiel sie den Rehbergern zu. Der Meineidige fand nach seinem Tode keine Ruhe im Grabe. In finsteren und stürm schen Nächten rust er über die Havel nach Gülpe: „hol über." Einmal setzte ihn einer aus Gülpe über, aber der Kahn ging so tief, daß das Wasser fast über Bord lief, so schwer war die Sünde. Diesseits am User sagte der böse Geist zum Fährmann: „Eine Pest wird ins Land kommen und in Gülpe wüten, du aber wirst nicht sterben." E nes Tages kamen zwei Reisende ins Dorf und kehrten im Wirtshaus ein. Damals trank man aus großen irdenen oder zinnernen Krügen. Die beiden tranken Bier und hängten den Krug dann an den Riegel, unausgewaschen. Am