Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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Dorfe Stülpe, einer der höchsten Berge der Mark. Ferner in alten Klostergewölben, vermauert in alten Schlössern; so ist in der Burg Friesack ein goldener Stier, und in Schloßkellern, in unterirdischen Höhlen mancher Berge, auch in Teufelsbergen. Ebenso liegen Kessel mit Geld an einer Kette auf dem Grunde mancher Seen. Das Geld selbst befindet sich in Kesseln, Braupfannen, Kasten, Laden, alten Koffern. Auch silberne und goldene Wiegen kommen vor, die zwölf Apostel, das Standbild eines Mönches aus feinstem Gold, versenkte und vergrabene Kriegskassen aus den schlimmen Zeiten der Hussiten, der Schweden- und Franzofenkriege. Das Geld kommt nachts aus der Erde heraus und leuchtet; eine blaue Flamme verrät die Stelle, wo der Schatz liegt. Wenn Geld brennt, schlägt eine starke Flamme aus der Erde. Man sagt: das Geld spielt, dabei springen die Funken fußhoch. Geht man näher heran, fängt es an hochzuwirbeln, und die Funken stieben hin und her. Wirft man einen Feuerstein oder den Stahl hinein, so liegt das Geld still und hört auf zu brennen, bleibt oben und versinkt nicht. Man kann es dann bekommen. Zuweilen sieht man in der Dunkelheit, namentlich im Walde, an Wegen oder freien Stellen, ein Kohlenfeuer brennen, und zwei oder drei Männer sitzen oder liegen dabei oder rühren im Feuer. Mancher, bei nassem Wetter oder wenn er sein Feuerzeug vergessen hatte, wollte sich die pfeife anstecken und hat von den glim­menden Kohlen genommen und in die Pfeife getan, aber sie erlöschen alsbald und zünden nicht. Dann hat er die Kohle weggeworfen. Am anderen Morgen war, was übrig geblieben, zu Gold geworden. Auch in einzelnen Sümpfen brennt es nächtlich, so hinter dem Dorfe Sande. Ein Wagen mit Geld, die zwei Pferde und der Kutscher sind da ertrunken.

Am Johannistag stehen in manchen Bergen Türen offen, da sieht man im Innern Fässer und Tonnen mit Gold. Wer in der Iohannisnacht geboren wurde, ist besonders geeignet, einen Schatz zu heben, und am besten die Iohannisnacht zwischen 12 und s Uhr, falls man nicht durch einen Geist besonders gerufen wird. Einen Schatz heben ist nicht leicht, selbst gefährlich; manch einer hat seinen Tod dabei gefunden. Furchtsam darf einer nicht sein. Der Schatzgräber muß schweigen, kein Wort sprechen, weder vor Schreck noch Überraschung, auch nicht fluchen und sich nicht umsehen, sonst versinkt der Schatz sogleich in die Erde. Denn es kommen allerhand spukhafte Erschei­nungen und selbst fürchterliche Ungeheuer, oder auch sehr lächerliche Dinge. Mitunter ist der Teufel selbst erschienen mit Pferdefuß und Schwanz. In der Gegend vom Dorfe Dreetz bei Segers Grab, wo der Riese begraben liegt, ist ein Schatz verborgen. Dreetzer Tagelöhner wollten ihn heben. Es war Mitternacht. Sie legten einen großen Kreis von neunerlei Kräutern und fingen darin an zu graben. Aber nicht lange, so kam eine schwarze Kutsche gefahren mit Rossen, die Feuer spieen. Drei schwarze Gestalten stiegen aus und gingen in den Wald. Bald kamen sie mit gewaltigen Bäumen zurück. Daraus zimmerten sie einen Galgen. Wie der fertig war, stiegen sie herunter und kamen gerade auf die Schatzgräber zu, sagten:Nur, wollen wir sie nur gleich aufhängen." Doch da ergriffen die Dreetzer die Flucht. Auch die schwarzen Hunde, die Schätze bewachen, greifen den Schatzgräber an. Früher lebten die Bewohner vom Dorfe Grtwig fast nur von Fischerei. Einst rief des Nachts eine Stimme einen Fischer, er würde am anderen Ufer des Sees einen Schatz finden. Zwei Hunde hielten dort Wacht. Der Fischer holte sich