Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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eine Tonne mit Goldstücken und hatte den Kahn wieder abgestoßen und umgedreht, da springt einer der Hunde durch die Luft in die Kahnspitze und sitzt ihm drohend gegen­über während der Fahrt. Weil er nun Unheil fürchtete von dem Spukgeist beim Landen, so warf er das Hinterende des Kahns herum an das Land, so daß die Spitze in den See kam. Und seitdem haben die Fischer im Vderbruch den Brauch bis auf den heutigen Tag, mit dem Hinterende der Kähne ans Land zu stoßen.

Mit einer Wünschelrute von haselholz kann man ersehen, wo Geld liegt. 5ie muß aber, in Windeln gewickelt, am ersten Osterfeiertag in der Kirche getauft sein. Die Jesuiten aus Italien haben früher viel Schätze gefunden und geholt.

Spuk.

Wenn die Menschen zur Ruhe gegangen sind, dann wird es draußen lebendig zur Nachtzeit. Nicht allein die Tiere des Waldes sind es, die austreten auf die Felder und der Uhu, der mit schauerlichem puhuh die Stille unterbricht, sondern die Geister der Toten, die umgehen, die Gespenster, der nächtliche Spuk. Denn alle, die im Grabe keine Ruhe haben, weil ihnen kein ehrliches, kein christliches Begräbnis ward, die müssen geistern. Und das sind alle, die ohne den Segen der Uirche dahingerafft wurden, näm­lich die eines gewaltsamen Todes starben, oder die einen Frevel begingen, und auch solche, denen ein Unrecht geschah, das nicht gesühnt wurde. Sie alle gehen um, bis sie erlöst werden und die ersehnte Ruhe finden. Irgendwo lauern die Unholde auf den nächt­lichen Wanderer, springen ihm beim Vorübergehen auf Rücken und Schultern und lassen sich tragen bis an eine Scheidung oder einen Ureuzweg oder an das Dach des Hauses, da endlich wird der spät heimkehrende den Aufhocker los, in Schweiß gebadet vor Angst und von der immer schwerer werdenden Last, die er zu tragen hatte. Bei Groß- Neuendorf ertrank in der Oder von einem Schifferkahn ein schönes Schiffermädchen, ebenso ihr Bräutigam, der ihr nachsprang. Sein Leichnam wurde nicht aufgefunden. Seitdem sucht sie ihren Bräutigam, fährt ruhelos im Kahn auf der Oder oder späht vom Ufer nach ihm aus. Vorübergehenden hockt sie auf.

Die Zahl der Gespenster im ganzen Lande ist sehr groß, doch treten sie nur hier und da auf. hauptsächlich erscheinen sie an Kirchhöfen, auf den alten Burgwällen und auf den Friedhöfen unserer Vorfahren, der Germanen, in alten Schlössern, an alten Richtstätten, auf Galgenbergen, und wo Mord und Todschlag geschah im Hause oder im Freien. <Ls kommen Männer, oft mit glühenden Augen, oft ohne Kopf, viele tragen ihn unterm Arm, Frauen mit ausgelöstem haar. Nicht feiten ein Reiter auf einem Schimmel. Lin solcher reitet durch die Straßen von Töpenick, Hunde ohne Kopf folgen ihm. Anderswo ein Reiter mit drei schwarzen Rossen, oder drei gespenstische Jäger. Im Jahre s559 unter Regierung des Kurfürsten Joachims H. zeigten sich bei Berlin 27 Mäher ohne Kopf. Sie hieben in den Hafer mit ihren Sensen, daß es rauschte, aber der Hafer blieb sieben. Oder die Toten erscheinen als schwarzer, auch grauer, selten weißer Hund, dem Feuer aus dem Rachen brennt. Sie sehen einen groß an und begleiten einen bis zur Scbeidung oder bis zu einem Kreuzweg. Oder als Kalb, oft ohne Kopf, dem Blut entströmt, alle mit glühenden Augen, Feuerflammen gehen aus

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