Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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dem Maul. Als Katze, darum soll man Katzen nicht stören, wenn sie in Hausen sind, als dreibeiniger Hase, namentlich wenn einer mit dem Bösen im Bunde war, als schwarzes Pferd oder als Schimmel, als Schaf ohne Kopf, schneeweißes Lamm. Als Sau ohne Kopf, die einem durch die Beine rennt, daß man darauf reiten muß. Im Dorfe Lahmo hieben die Leute ein solches Schwein öfter in zwei Hälften auseinander, aber im nächsten Augenblick waren die wieder zusammen. Ais weiße Ente, als schwarzer habn und anderes mehr. Treibt irgendwo solch Geist fein Wesen, so bleiben die Pferde stehen oder werden scheu, denn das Pferd sieht mehr als der Mensch. Auch schwarze Kutschen fahren an einein vorbei, der Kutscher, die Pferde, die drin sitzen, alle ohne Kopf. Kirchen sieht man zuzeiten nachts erleuchtet, hört die Orgel spielen, auf der Kanzel ist der Prediger, alle Kirchenstühle sind besetzt, die Besucher schwarz und weiß angezogen. Das sind die Toten. Die näcbtlichen Unholde spielen den Menschen allerhand Schabernack. Sie ängstigen die Leute, werfen mit Sand, kratzen blutig, stoßen, schlagen, geben dem einen einen Stoß ins Genick, dem anderen unsichtbar Backpfeifen. Sie sind oft der Schrecken des Hauses, hier hört man sie in der Ecks schnarchen, da auf dem Boden klappern. Im Walde führen sie den Menschen in die Irre, dann ist Lachen und Händeklatschen. Vom Ufer springt ein Selbstmörder und plumpst im Wasser. Bei Groß-Drenzig schreien Leute, wo sie einst im Sumpf versunken sind. Sie waren vom heiligen Abendmahl zur Hastnacht gegangen.

In der Spukecke bei Schenkendorf bei Guben tanzt ein nacktes kleines Kind, es ist ein Erhängter; wo anders sielt sich eine Gans den Berg herunter. Von der Boltenmühle die Müllerin, die einen Gesellen mit der Art erschlagen, erschien am Henster der Mühle, spie beraus und klatschte linier schallendem Gelächter laut in die Hände. In ihrem Sarg fand man einen Besen. Vor Zeiten suchte ein Müller beim Dorfe Alt-Lewin die Mahlgäste auf alle Weise zu betrügen. Von einem Scheffel Korn bekam mail nur die Hälfte zurück und noch dazu schlechteres, und Ziegelsteine wurden da zwischen gemahlen, um das Mehl gehörig schwer zu machen. Er grenzte an einen Bauer, der sein Mahlgast war lind ebenso betrog. Alljährlich rückte er die Grenz­steine weiter auf dem Acker des Müllers und gewann viel Land. Beide wurden reich, aber durften sich des Unrechten Gutes nicht lange freuen. Sie starben beide am selben Tage uild zur selben Stunde, hatten aber im Grabe keine Ruhe. Die Rücken aneinander, die Arme kreuzwcis auf der Brust waren sie mit einer eisernen Kette umschlungen. Einer mußte immer den anderen auf dem Rücken mit fortschleppen. Oft hörte man nachts Stimmen schreien : G weh! G weh! Ich habe meine Mahlgäste betrogen."V wehl O rveh! Ich habe die Grenzsteine des Müllers verrückt." Als einst ein trunkener Schreiber vorbeikam, rief er:Dummkopf! bringe doch die Steine wieder auf die richtige Stelle," und stolperte weiter. Das tat der Bauer und dann zersprang die eiserne Kette mit furchtbarem Gerassel. Beide Sünder waren befreit, es war gerade s2 Uhr, lind riefen:Gottlob! Nun sind wir auseinander." Der Müller stürzte sich in ein Mauseloch und der Baller in einen Dunghaufen. Beim ehemaligen Iungfrauen- kloster zu Guben geht ein Mönch ohne Kopf über die Straße, ein Schlüsselbund in der Hand, neben ibm ein Hund. All der Klosterkirche in Ruppin hört man die Mönche mit gedämpfter Stimmen singen, Pater Wichmann fährt um, ebenso ein Jude ohne