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großer schwarzer Kerl, der sagt: „Führ mi ar." Der Fischer hatte knapp vom Ufer abgestoßen, so sinkt das Kahnende, wo der Schwarze saß, ganz tief ins Wasser, und der Fischer kommt ganz hoch zu sitzen, so daß er bei sich denkt: wenn du doch erst zu Hause wärst, und bringt mit aller Kraft den Kahn glücklich herüber. Wie sie an Land sind, springt der Schwarze heraus und sagt: „Det Fahrgeld liggt int Enge." Es war ein Haufen Gold. Dann sagt der Schwarze zum Fischer: „Nu müchteste ok woll weten, wen de arführt Heft?" „Ja," sagt der Fischer. „Na, de heften Dot arführt, un wil de dat dän Heft, faste an Lewen bliwen, awer et ganze öwrige Dorp mütt utsterwen." Und so ist es gekommen. Nur der Fischer blieb leben und seine Kinder sind reiche Leute bis auf diesen Tag. Einmal ist der Tod an einem alten Pferdehirtcn vorbeigegangen. Das war im Dorfe Dierberg. Der Man» hatte in seinem Leben nicht viel getaugt. Einst, es war sehr heiß, legte er sich unter eine Eiche und schlief ein. Wie er dann die Pferde nach Hause treibt, sieht ibn niemand, selbst seine Frau nickst, denn die Blüte vom Farnkraut war ihm in den Schuh gefallen. Als nach einiger Zeit der Tod kam, um ihn abzubolen, ging er an ihm vorüber und sah ihn nicht, deshalb spukt der Pferdehirte noch heute herum. Ein Bauer ging einst über Feld nach einem anderen Dorf.
Da sieht er von ferne einen großen Kerl kommen, daß ihm ganz schwül zumute wird und er umkehrt, aber da kommt ihn: auch solch großer Kerl entgegen. Da kriecht er rasch unter eine Brücke. Auf der Brücke begegnen sich die beiden. Der eine war das Frieren, der andere der Tod. „Guden Dach, Bruder Dot! Wu willste denn hen?"
„I nä et näfte Dörp, da will ick 'ne olle Fru afhoalen, die woart all lange up mei. Aber wu wills tu denn hen?" „I," sagt das Frieren, „ick will noa det Dörp tu den schlacken Bure, der het so up mei geschimpft un dävör will ick 'n mäl ens ontlich dörch- schüddeln." Aber der stacke Bauer war nicht dumm. Er fing das Fieber und hing es in einer Schweinsblase im Schornstein in den Rauch. Es ist zwar da hinaus, doch nie wieder zum Bauer gekommen.
Nach dem Tode kommen die Menschen nach Nobiskrug, da müssen die Toten ihren letzten Sechser verzehren, auch wird da Karten gespielt. Nobelskrug ist die andere Welt nach dem Tode. Daher ist die Redensart: „Der mut na Nobelskroch." Alte Junggesellen und alte Jungfern müssen da Gänse hüten oder Ziegen. In der Uckermack haben sie's schon bei Lebzeiten schlecht. Wenn sie Jahre alt sind, müssen die alten Jungfern auf dem Kröchelndorffschen Feld 23 Jahre lang mit der Nähnadel auf dem Hunberg graben, die Junggesellen ebensolange Krebse nach Jerusalem treiben oder müssen hin nach dem passowschen Elsbruch und die ganze Zeit über Stubben roden Nobelskrug hieß beim Dorfe Mackgraf-Pieske ein Stätte, wo einer erschlagen war. Wenn jemand einen erschlagen hat und der Mörder kommt an die Leiche,
Abb. 137 . Line große Frau, auf den Tischrand sich stützend, tritt ihren kleinen Mann. „Treten" und „Trampeln" als Heilmittel waren früher gebräuchlich. Gbersxreewald. 1877.