Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
204
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dann blutet die Leiche aus Nase und Mund, wie es im Nibelungenliede heißt:Das ist ein großes Wunder, was oftmals noch geschieht, wenn man den Mordbefleckten bei dem Erschlagenen sieht."

Früher gab es Nachzehrer. Wenn man dem Toten keinen Zehrpfennig mit auf die Reise gab, dann holte er die anderen von der Familie nach, seine Blutsverwandten, die starben bald. Den Zehrpfennig mußte man dem Toten in den Wund legen, unter die Zunge stecken. Der Tote soll gebührlich beerdigt werden, sonst kommt er wieder. Line junge Frau hatte sich ein Sterbehemde zubereitet gehabt, doch sie gaben es der Toten nicht mit. Dann kam immer eine weiße Taube ans Fenster und hat gesagt: Ick rann un spann un häw doch en tweigt Hemdken an." Dann hat der Priester gesagt, sie sollten den Sarg wieder öffnen und der Toten das Hemd überbreiten. Von da ab ist die Taube weggeblieben. Den Toten soll man nicht zu sehr beweinen und beklagen, sonst nimmt man ihm die Ruhe. Liner Mutter verstarb ihr einziges Kind, da rnußte sie immer weinen. Da sah sie eine Schar Lngel, alle schön und fröhlich und ganz hinten kam traurig ein Lngelchen und trug einen schweren Rrug. Das war ihr Rind und sprach:Mutter, ich muß deine Tränen sammeln und kann nicht fröhlich sein wie die anderen."

Der Liebste eines Mädchen starb im Uriege, und sie betrauerte ihn so sehr. Lines Nachts kam er auf weißem Sckimmel geritten. Der Mond schien sehr hell. Lr nahm sie aufs Pferd und ritt fort. Lr sagte:Das Pferd tritt schnell, der Mond scheint hell, Liebchen graut dir nicht?" Sie sprach:Was sollte mir denn grauen, so du, mein Liebster, bei mir bist." Dann kamen sie auf den Rirchhof. Lin Grab war frisch aufgegraben. Sie stieß an ein Rraut da und sah nun, daß das Pferd keinen Ropf hatte. Da kriegte sie Angst. Lr wollte sie an ihrer Schürze mit ins Grab ziehen, doch sie band schnell die Schürze los und lief unters Dach der Rirche. Dann mußte er allein zurück ins Grab. Soweit er sie an der Hand gegriffen, war diese schwarz verbrannt. Wie es am ander» Morgen tagte, war sie viele Meilen weg von ihrer Heimat. Schon die nordische Ldda berichtet, als Rönig Helgi im Heldenkampf gefallen war, daß Sigrun, seine Braut, die Walküre so sehr um ibn trauerte. Dann kam Helgi, der Tote, wieder in der Nacht mit Gefolge und Sigrun war bei ihm im Hügel. Lhe es tagte, ritt Helgi davon gen Westen, und Sigrun starb bald vor Harm und Leid.

In alter Zeit sagten die klugen Frauen aus den Sternen, ob die Rinder lange leben, wie alt sie sein, wie groß sie wachsen und welchen Tod sie sterben würden. Wenn ein Rind in der Nacht kommen sollte und es war sternenklar, so gingen sie hinaus und sahen nach einem steril, und wenn das Rind da war, gingen sie wieder hinaus und sahen nach demselben Stern. Daher ist noch die Rede:Das stand mir nicht in den Sternen geschrieben,"mein guter Stern führte mich." Schon die Ldda meldet:Nacht in der Burg war's, Nornen kamen, die dem Ldeling das Alter bestimmten."

Die Luftfahrer.

Im Gber-Uckersee, südlich von den Dörfern Warnitz und Fergitz, liegen zwei kleine Lilande, die großer und kleiner Burgwall beißen. Auf dem großen wobnte früher