Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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ein Ritter, der wilde Amt. Er fuhr immer mit seinem Rappen über das Wasser, auch nach prenzlau. Einst sah ihn ein Bauer, der mit seinen schlechten Pferden Hafer zur Stadt fuhr. Er sprach:Wat de kann, kann ick ok," bog vom Wege ab und folgte dem Ritter über das Wasser. Er verkaufte in prenzlau seinen Hafer und kehrte in denselben Gasthof ein wie der Ritter. Der hatte sich ein Gericht großer Asche geben lassen. Er löste das Fleisch sauber von den Gräten ab und warf diese in eine Schüssel mit Wasser, und siehe da, aus den Gräten wurden lauter kleine Fische. Als der Bauer das sah, sprach er:Wat de kann, kann ick ok," ließ sich ein Gericht kleiner Fische geben, kaute sie tüchtig durch und warf die Überbleibsel in eine Schüssel mit Wasser. Daraus wurden lauter große Fische. Wie das der wilde Aurt sah, ließ er sofort anspannen und jagte wie wild die Ucker hinauf seiner Burg zu. plötzlich erhob sich ein großes Urigewitter. Die ganze Gegend war in dichten Rauch und ^ualm ge­hüllt, so daß die Bewohner in der Umgegend glaubten, die Welt ginge unter. Als sich nach einigen Tagen das Wetter wieder klärte, war die Burg verschwunden und mit ihr der wilde Aurt. Der Markgraf Hans, der Aammerherr auf Suckow und der General Sparr konnten ebenso lebeirdige Fische erschaffen und fuhren mit Wagen durch die Luft und übers Wasser, über Wälder und Seen. Pater Wichmann von Neu-Ruppin konnte über Wasser gehen. Und immer fuhr und ging ihnen ein Bauer nach. Dagegen mußte der Teufel dem Lippel oder Nepel von Bredow, der vierelang über einen Lee fahren wollte, einen Damm bauen und hinten gleich wieder abreißen, daß niemand ihm Nachfolgen konnte.

Markgraf Hans hat in Schwedt gelebt und große und wunderliche Taten ver­richtet. Viele sagen, er hatte einen Bund mit dem Teufel. Bei einer Luftfahrt ist seinem Autscher die peitsche an einer Airchturmspitze hängengeblieben. Da hat er gesagt: Ach, meine peitsche," und der Markgraf in der Autsche:So soll auch die Stadt heißen" und davon heißt sie peitz. Andere sagen, es war der Schwarze, der Teufel. Ebenso ist dem Markgrafen eine Schmeerbutte hängengeblieben. Ein Auell versumpfte sein Ackerland. Da spannte er zwei schwarze Stiere vor den Pflug und zog eine große Wasserfahre bis in die Gegend von Niederkränig und Nipperwiese. Dann verschwand er plötzlich mit Pflug und Stier. Das ist das Flüßchen Röhricke, das ini Zickzack läuft, weil die Stiere, trockenen Boden suchend, kreuz und quer liefen. Viele sagen, es war Markgraf Aarl, der in Schwedt lebte. Der soll ein toller Ehrist gewesen sein und fuhr über Stock und Stein. General Seidlitz war bei ihm Page gewesen. Der mußte die wildesten Hirsche besteigen und unter den Flügeln einer klappernden Windmühle wegreiten. Davon ist er aber ein Reitergeneral geworden, wie es keinen zweiten auf der Welt gegeben hat. Zm ganzen aber war Markgraf Aarl ein leut­seliger Herr, der mit Bürger und Bauer freundlich umging. Er veranstaltete manchmal Hetzjagden für seine Bauern. Wilde Schweine in einem umzäunten Hofe mußten sie mit Hunden zu Tode Hetzen. Der Markgraf aber hat im Fenster gelegen und seine Freude daran gehabt. Er hatte 99 Güter, das hundertste wollte er nicht, sonst hätte er ein Regiment stellen müssen. Einmal ließ er alle seine Bauern Zusammenkommen, und das waren viele, und verkündete ihnen, wer seine Frau, nackt, ohne ihren Aopf erkennen könnte, solle fortan sein Gut als freies Eigentum besitzen. Dann ließ er einen gewaltigen Stroh-