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um Nachtlager. Erst wollte der Bauer sie nicht behalten, aber dann wies er ihnen ein Bett unterm Dachboden an, sie sollten aber dafür am Morgen dreschen helfen. Beide gingen schlafen; der Fritz lag vorn, Zielen hinten. Da sie am Morgen nicht kamen, trat der Bauer vors Bett mit einem Stock, schalt sie Faulenzer und zog dem, der vorn lag, ein paar über. Dann ging er ab. Aber sie waren sehr müde und blieben liegen, nur legte sich jetzt der alte Fritz nach hinten. Nicht lange, so war der Lauer wieder da. „Ihr Kerls schlaft ja noch immer. Ich werde mir mal den hinten da langen." Und nun schlug er wieder auf den alten Fritz los.
Im Dorfe Sylow war so ein schlimmer Amtmann, der immer gleich prügelte. Davon hatte der alte Fritz gehört. 5o zog er sich den schlechtesten Rock an, den er kriegen konnte, ging nach Sylow und verdingte sich als Knecht beim Amtmann. Ein Bett bekam er nicht, und mußte Mehlsuppe essen am Morgen wie die anderen. Dann ging er aus den Hof. Sogleich bekam er Prügel. Da zog er den obersten Rock ab und der Stern kam zum Vorschein. Den erschrockenen Amtmann ließ der König alsbald auf einen Mistwagen packen und fortfahren, da war ihn das Dorf los. Mal kam der Fritz nach Frankfurt. Da saß so ein Dicker am Tisch und tat eine fette Gans essen. Der alte Fritz konnte nichts zu essen bekommen, denn sie wollten ilnn nichts geben, weil er so schlecht angezogen war und so ärmlich aussah. So setzte er sich zu dem Dicken und fragte, wo er hinwollte. „Nach Berlin, mir lassen das Fett abzapfen." „Ich bin in Berlin gut bekannt mit dem königlichen Arzt." „So!" Da gab ihm der Dicke zu essen von der Gans. Der alte Fritz sagte, er wolle ihm einen guten Rat geben, daß es nicht soviel kostete, und schrieb auf einen Zettel: „Laß diesen faulen Bachusknecht bei Master und Brot ins Gefängnis werfen, bis ich wiederkomme. Friedrich." Dann kam der Dicke nach Berlin und ins Gefängnis, wie er den Zettel vorzeigte. Als der alte Fritz wieder nach Berlin zurückkehrte, waren sechs Machen verstrichen. Der Dberste vom Gefängnis fragte an: „Mas soll mit diesem geschehen?" „Ach, den habe ich
ganz vergessen," und sie ließen ihn heraus. Da war er ganz mager geworden und sagte: „Na, na, soviel habe ich doch nicht verdient." „Soll man schweigen," sagten die andern. Bei dem Abzapfen hat er keine Schmerzen gehabt. — Ein Müller hatte über die Türe geschrieben: „Ich lebe ohne Sorge." Da fuhr mal der alte Fritz vorbei und las das und sagte: „Ich lebe nicht ohne Sorge," ging in das Haus und befragte den Müller. Der sagte: „Ich habe so viel Geld, daß ich ohne Sorgen leben kann." Da gab ihm der alte Fritz auf: er sollte zu ihm kommen, nicht zu Fuß, nicht zu Pferd, nicht nackend, nicht bekleidet, nicht an sechs Tagen, niebt in sechs Nächten. Und der Müller dichtete lange viel hin und her, und andere halfen ihm. So zog er sich nackend aus und hing sich Netzwerk um, saß mit dem rechten Bein auf einem Esel und ging mit dem linken, und kam am Sonnabend und Mittwoch, denn das war kein Tag und keine Nacht. '
Ein alter Unteroffizier war als Prediger angestellt. Der hatte sich eine predigt auswendig gelernt und predigte sie von Moche zu Woche in einem Strich fort. Da beschwerte sich ein Dorfbewohner beim König darüber, und der König fragte: „Mas
hat der Prediger gepredigt?" Da wußte der Bauer nichts, und der König sprach: „Mag er noch ein paar Jahr so predigen." Es waren zwei Prediger, einer hatte eine
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