Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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solchen Strömen geflossen, - der Boden bis heute davon gefärbt ist, und heißt das Blutfeld oder rote Land. Und als die Hussiten in Guben waren, floß das Blut den Berg herunter, daß die Kunde es aufgeleckt haben, daher heißt noch die Hundsgasse so. Auch derGiserstein" in Guben ist aus Sand und Blut geworden. Alles haben die Hussiten verwüstet und hingemordet. Im Vorwerk Ginbecke blieb nur ein Mann, der sich im Backen verkrochen, davon hat -er Ort den Namen. Der Kurfürst wurde in einen Krieg verwickelt, einige sagen mit den Kerzögen von Mecklenburg, und in der Gegend der Sonnenburger Heide bei Freienwalde kam es zu einer blutigen Schlacht, wo­her das Feld das rote ist genannt worden. Die Brandenburger wurden hart bedrängt, plötzlich siel der Ritter von Hagen vom Schloßberg bei Freienwalde mit seinem Häuflein treuer Knechte den Feinden in den Rücken, und die Schlacht wurde glücklich beendet. Der Kurfürst sagte zum Dank, alles Land solle ihm gehören, was er mit seinem Rappen von Aufgang bis Niedergang der Sonne umreiten könne, und ist so geschehen. Der Herr des Dorfes Gholmen, eben erst verheiratet, mußte in den Krieg ziehen. Seine junge Gemahlin schwur ihm zu, nie die Frau eines anderen zu werden. Lange Zeit verging,

bis er wieder heimkehrte. Sie feierte gerade Hochzeit. Da warf er den Brand in sein Besitztum und äscherte das ganze Dorf ein, verkaufte die Dorfmark an zwei reiche Schuhmacher in Guben für einen Reiterstiefel voll Gold und verschwand in der weiten Welt. Guben war im Frau lebte noch. Als die

Abb. 1ZS. Alter Backofen,Backen" aus Lehm. 1877.

dreißigjährigen Kriege fast ausgestorben, nur eine Feinde plündernd in ihr Haus -rangen, schaukelte sie in der Wiege ein schwarzes Kalb; das hielten sie für den Teufel und liefen davon. Im Schlosse zu Wagenitz setzte sich ein Herr von Bredow mit großer Tapferkeit gegen die Übermacht der Schweden zur Wehr, die in sein Dorf eindrangen. In einem kleinen Ziminer mußte er zuletzt sein Leben lassen. Gin großer Blutfleck bezeichnet noch immer die Stelle und geht nicht weg­zuwaschen. Die Schweden hatten Rathenow in ihrer Gewalt. Der Landrat von Briest machte die Offiziere beim Mahle trunken. Brandenburgische Reiter mußten sich als Fuhrknechte verkleiden, andere steckten in Bier- und Branntweintonnen, so fuhren die Wagen im Morgengrauen nach Rathenow. Am Wassertor rief der Briestsche Ver­walter:Ick bringe ju Bier!" Da ließen die Schweden sie ein, und die Brandenburger nahmen die Stadt. Das war drei Tage vor Fehrbellin. Im Grsten Schlesischen Kriege fiel der Leutnant Kurt von Schlabrendorf. Sein treuer Diener, der beim Regiment Trommler gewesen, brachte die Leiche zurück nach Dorf Gräben und pflegte das Grab bis zum eigenen Tod und ward ebenda begraben. Wenn Krieg bevorsteht, erheben sich beide. Kurt von Schlabrendorf zieht den Degen und sieht nach dem Feind, und der Trommler schreitet trommelnd die Dorfstraße entlang, daß man es weithin hört. Anno 1806 haben sie die Preußen an die Franzosen verkauft. Die Patronen haben sie mit