Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Asche gefüllt, daß die Preußen nichts haben machen können. Ein Minister, der auch dazwischen gesteckt, hat sein Leben lang einen Strick uni den hals tragen müssen. Alle Jahr mußte der Scharfrichter kommen und Nachsehen. Die letzte große Schlacht wird bei Thorinchen geschlagen werden. Alle fünf Meilen wird man einen Menschen sehen, das ganze Heer unter einem Knödelbaum Platz finden. Dann wird wieder gute Zeit sein.

Jagd. Vor Zeiten kam ein Jäger durchs Land und fand das alte Schloß zu Lübbenau. Das hatte so viele Fenster wie Tage im Jahr und ganz schwarze Türme und war ganz verwachsen mit Dornen und Holz. Keine Leute waren da, aber ein Lindwurm war darin. Dann hat er's nach sieben Jahren wiedergefunden und einen Faden vom Knäuel abgewickelt, daß er wieder zurückfände. Bei der pritzhagener Mühle zieht sich eine tiefe Schlucht hin, Junker Hansens Kehle genannt, hier ist es nicht richtig. Hans, der letzte derer von Rützen, ein großer Jäger, hat hier seinen Tod gefunden in jungen Jahren. Er jagte einen starken Hirsch. In der Kehle, wo der Hirsch keinen Ausweg sah, kehrte er um und spießte den Verfolger mit seinem Geweih auf. Noch durchtobt der des Nachts mit lautem hallo die Schlucht, aber um eins versinkt er mit dem wimmernden Rufe:helpt! helpt!" Vor Zeiten waren Hirten auf dem Frau­harkenberg bei Kamern auf den Dachsfang gegangen. Einen haben sie bereits im Sack, da hören sie unten im Berge eine Stimme:Huems! Huemsl" Antwortet eine andere:Was fehlet dir?" Die erste:Die große einäugige Sau." Da wird's den Hirten unheimlich und sie eilen fort. Zu Hause, als sie das Tier herausnehmen, hat es wirklich nur ein Auge. Die Stimme war die der Frau Harke, denn ihre Schweine sind die Dachse. Ein Bauer in Groß-Breesen fischte im Dickrvieder, einem Teich, und fing einen Fisch ohne Schwanz. Da erscholl eine Stimme im Wasser:Wo ist denn unsere stutzschwänzige Sau?" Erschrocken ließ er den Fisch wieder ins Wasser, da sprach es: Sie ist schon wieder dal" Bei Ioachimsthal in der Grimnitzer Forst ist ein Fleck, heißt Bärens Kirchhof. Einst sollte im Walde eine große Schweinejagd sein. Drei Tage vorher mußte der Heidereuter Bärens die wilden Schweine körnen und beobachten. Dabei hörte er nachts aus einem Bruch eine Stimme:Ist der Stumpfschwanz da, der den Förster Bärens zu Tode bringen soll?" Und hörte die Stimme in der zweiten Nacht wieder und erzählte alles dem Kurfürsten. Nun mußte in der dritten Nacht der Büchsenspanner des Kurfürsten hin und hörte dieselbe Stimme. Am Tage der Jagd durfte Bärens nicht mit. Wirklich wurde eine Sau mit einem Stumpfschwanz getötet. Als die Jagd beendet war, ritt der Heidereuter in den Wald. Eben wollten die Bauern den Stumpfschwanz auf den Wagen laden, da trat Bärens hinzu und sagte:Du sollst mir das Leben nehmen und bist eher tot als ich." In diesem Augenblick fiel der Schweinskopf herunter und schlitzte mit den Hauern ihm den Leib auf, daß die Ein­geweide herausquollen. Bärens schleppte sich noch einige Male im Kreise herum und gab dann seinen Geist auf. An der Stelle hat man ihn begraben, und wo er jedesmal niedergesunken, einen Stein gesetzt, und die Stelle heißt Bärens Kirchhof bis auf den heutigen Tag. Bärensgraff hießen in der Kummersdorfer Forst bei Sperenberg drei Grabhügel, wo drei Brüder im Streit sich erschlagen haben, nach den einen Jäger, nach anderen Hirten oder Spielleute. Nach Werben bei Burg kam ein wilder Jäger. Drei Bauern verschrieben sich ihm mit Blut und mußten am stillen Freitag beim Abend-