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die Rienitzer im Dderbruch die Strickbauern. Das Dorf Leipe im Mberspreewald war ein Eiland im Wasser. Auf dem Berg da lagen große Steine, und die Leiper stammen ab von Riesen und sin- aus Sommern gekommen. Sie waren auch früher wie Riesen so groß und hatten so starke Stimmen und haben die Worte so lang gezogen. Sie fischten und krebsten bloß und aßen Saubohnen. Wal begegnete ein Prediger aus Vetschau einem alten Leiper. Sie begrüßten sich. Dann sagte der Prediger: „Rennt Ihr auch Thristus?" Da sprach der wilde Leiper: „Das ist möglich, daß im Gebüsch so etwas herumläuft." Und beim Unterricht fragte ein Prediger einen Jungen: „Rennt Ihr die Gebote?" „In unserem Dunderbusche erfahren wir so was nicht." Der sächsische Rurfürst besuchte mal den Grafen in Lübbenau, und die Untertanen sollten die Hefte mitfeiern. Auch die Leiper kamen und standen da in ihren braunen Röcken und Bärenmützen, jeder Wann mit seiner Frau unterm Arm. Wie nun der Rurfürst herangaloppierte und die Spielleute spielten, fingen die Leiper an zu tanzen. Da fragte der Rurfürst: „Was sind das für Leute?" und gräfliche Hoheit gab zur Antwort: „Das sind die Leiper aus dem Spreewald." Dann sagte der Rurfürst: „Das ist schöne Gesellschaft." Wie die Leiper nach Hause kamen, fragten die anderen: „Was war denn da?" „Na, etliche bissen die Stöcke von der Seite, andere von der Auere und am Ende," damit meinten sie die Spielleute, „und der Rurfürst ging immer mit seinem Schimmel auf die Tuere. Solche Ehre haben wir uns da geholt."
Ein Bauer in Leipe, den sie Rrepel nannten, wollte fliegen. Er klebte sich Federn an mit Pech und band sich Storchflügel an- die Hände und sprang dann vom Dach übers Giebelende in die Luft. Davon ist noch die Rede: „Er flog wie ein Engel und fiel wie ein Teufel." Me er mal in seinem Einbaum fischte, fuhr ein Wirbelwind mit ihm in die Höhe und stieß mit dem Rahn an den Himmel. Da frug unser Herrgott: „Wer ist da?" „Rrepel aus Leipe." Röschk, auch einer vom Lande da, wollte in den Himmel fliegen und seinen verstorbenen Bruder da besuchen. Er band sich zwei Flügel an und stürzte von einer hohen Weide in den Worast. In Rohne, südlich nahe der Wark, band sich der Bauer Nepila Wulden auf die Arme, stürzte aber nieder und zerschlug sich sehr. Er soll auch in der Hungersnot ein Fuder Lehm gegessen haben, wie die Franzosen alles weggenommen hatten. Aber Wieland, der Schmied, der kunstreichste Wann im Altertum, wie die Edda meldet, fertigte Flügel und flog zu den Wolken.
Dem Erbauer der Stadt prenzlau kam ein goldener Siegelring fort. Ein Rnappe wurde, verdächtigt als Dieb, von der Spitze des Wittelturms herabgestürzt; lange nachher der Ring in einem Rrähennest gefunden. Das Bild der Rrähe aus Eichenholz sieht man noch jetzt auf dem Turm. Auch an der Spitze des Rathcnower Tores zu Brandenburg sieht man einen Raben mit einen: Ring nebst Rette im Schnabel. Der Bischof ließ seinen Diener töten, nachher fand man den Ring in einem Rabennest. In Rlein-Wachnow ist ein Haupt mit Schlangen über dem Hoftor des Rittergutes. Die sehr geizige Besitzerin hatte alle Scheunen voll Rorn. Eine Hungersnot kam und die Leute baten um Brot. Sie gab nichts und sagte: „Hört ihr meine Wäuse quieken?" Da kamen lauter Wäuse und verfolgten sie, zuletzt bis ins Wasser. Zum Andenken ist der Ropf. Die Stadt Ruppin hatte sieben Weltwunder: einen Ranal ohne Wasser, Weinberg ohne Wein, Berg ohne Höhe (der Taschenberg, eine Straße), Bienenstock ohne