Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Märchen.

Die alte Lrick.

Zwei arme Kinder gingen Beeren suchen und verirrten sich im Wald. Endlich kamen sie tief im Walde an eine Tür, die führte zu einer unterirdischen Höhle. Da klopften sie an, und die alte Frick trat heraus. Das war eine gewaltige Zauberin und Menschenfresserin. Sie führte die Kleinen in ihre Höhle und sperrte das Brüderchen in den Stall.Du sollst nur fett werden, dann will ich dich fressen." Das Schwesterchen mußte in der Wirtschaft helfen, aber es war sehr betrübt des Brüderchens wegen und sann Tag und Nacht, wie es sein Brüderchen retten könnte. Die alte Frick trug am Gürtel eine Tasche, und darin hatte sie ein Stäbchen. Nut dem Stäbchen brauchte sie nur durch die Luft zu fahren und sich etwas wünschen, gleich war es da. Die Tasche legte die Alte aber nie ab. Doch einmal, als sie nach der Mahlzeit fest schlief, schnitt ihr das Schwesterchen die Tasche mit der Schere ab. Dann eilte es zum Stall und hielt das Stäbchen vor die Schlösser und Riegel, da gingen sie auf, und das Brüderchen war frei. Nun liefen sie beide schnell davon und waren schon weit weg, als die Frick erwachte. Die machte sich gleich auf und eilte ihnen nach. Schon war sie ihnen nahe, es war an einem großen See. Da strich das Schwesterchen mit dem Stäbchen durch die Luft und wünschte, daß sie in eine Ente verwandelt würde und ihr Brüderchen in einen Erpel, und sogleich schwammen sie lustig auf dem Wasser dahin. Die Alte lief wütend am Wasser auf und ab. Endlich warf sie sich am See nieder und fing an, ihn auszutrinken. Sie schlürfte das Wasser in langen Zügen auf, und immer weniger Wasser war, wo die Enten schwimmen konnten, und immer gewaltiger schwoll der Leib der Alten auf. Schon konnten sie das wilde Gesicht der Hrick ganz nahe sehen, da tat sie noch einen gewaltigen Zug, und im selben Augenblick war sie zerplatzt. Nun schwammen beide lustig ans Ufer. Schwesterchen nahm wieder das Stäbchen und wünschte ihre frühere Gestalt, und daß sie wieder den Weg zu ihren Eltern finden möchten. Und alles geschah so. Sie kamen wieder glücklich zu ihren Eltern und wurden reiche Leute, und wenn sie nicht ge­storben sind, so leben sie heute noch.

Der dumme Hans.

Es war einmal ein Bater, der hatte drei Söhne, die hießen Michel, Märten und Hans. Die beiden ältesten waren so, was man klug nennt. Hans, der hatte nur essen und trinken gelernt und sich so voll, daß er nachher vier Stunden lang liegen konnte.