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Einmal hatten sich die drei Brüder sehr gezankt, da sagte der Vater zu ihnen: „hört mall Daß ihr alle drei zu Hause auf dem Mist liegen tut, will mir nicht in den Kopf. Ich will euch was sagen, ihr müßt allzusammen raus in die Welt und euch was versuchen. Wer aber sich das meiste versucht hat, wenn das Jahr zu Ende geht, der soll Haus und Hof von mir erben." Freudig gingen die beiden ältesten Brüder ab, der jüngste mußte aus dem Hause hinausgeschoben werden. 5o gingen die drei nach einem großen Walde. Dutten im Walde gingen drei Wege ab. Michel ging den Weg rechts, Märten links, und der dumme Hans ging die Nase lang geradeaus. Er kam aber so tief in den Wald, daß er nicht wieder herausfinden konnte und irrte einige Tage umher. Da bekam er großen Hunger und stieg auf einen recht großen Baum, ob er nicht sehen könnte, wie er aus dem Walde heraus käme.
Kaum war er auf dem Baum, so kam ein großer Löwe gelaufen, und gerade unter den Baum, wo er saß. Unter dem Baum fing der Löwe an zu kratzen, und es dauerte nicht lange, so zog er ein großes Tischtuch hervor. „Tischtuch, decke dich!" sagte er, und sogleich breitete sich das Tischtuch aus, und die schönsten Speisen standen darauf. Hans sieht von seinem Baum Wein und Fisch, Kalbs- und Hammelbraten, Salat und Weißbrot, Napfkuchen und Bärmkuchen und anderes mehr. Der Löwe fraß sich recht voll, und Hans mußte von oben Zusehen. Dann wickelte der Löwe das Tischtuch zusammen, steckte es wieder in das Loch, buddelte dasselbe zu und wackelte dann wieder in den Wald hinein. Geschwind stieg nun Hans von seinein Bauin, kratzte das Tischtuch heraus und sagte: „Tischtuch, decke dich!" und sogleich breitete sich das Tischtuch aus, und das schönste Essen stand wieder darauf. Hans war kein Kostverächter und ließ sich nicht lange nötigen, er aß tüchtig drauf los. Wie er fertig war, packte er das Tischtuch wieder zusammen. Eben wollte er es wieder in die Erde stecken, da fiel ihm ein, daß er's wohl öfter noch brauchen könnte. So steckt er's in sein Ränzel und macht, daß er fortkommt. Von dem Baum aus hatte er gesehen, wie er gehen mußte und kam glücklich aus der Heide aufs freie Feld, hier fand er einen Weg, dem ging er nach und kriegte da von ferne eine große ätadt zu sehen. Er war noch nicht weit gegangen, so begegnet ihm ein alter Invalide, der trug einen Tornister auf dem Rücken. Hans bot ihm guten Tag und fragte ihn, wo er hingehen wollte. „Ich suche mir was zu essen," sagte der Invalide. „VH," sagt Hans, „wenn es weiter nichts ist, ich habe was bei mir, den Hunger zu stillen." „Tischtuch, decke dich!" und beide lassen sich's gut schmecken. Der Alte wundert sich nicht wenig über das Tischtuch und kriegt Lust, es Hans abzukaufen oder abzutauschen und bietet seinen Tornister dafür. Hans kann sich aber nicht von seinem Tischtuch trennen. Da klopft der Alte an den Tornister und sagt: „Zehntausend Mann raus, zu Fuß und zu Pferd, in voller Montur, mit vollem Gewehr!" Sogleich marschierten zehntausend Soldaten heraus und exerzierten nach des Alten Kommando. Als Hans das genug bewundert hatte, ließ er sie wieder hineinmarschieren. „Ach," sagt Hans, „den Tornister möchte ich wohl haben," und so wurden beide handelseinig. Der Invalide ging nach dem Walde zu mit dem Tischtuch und Hans mit dem Tornister auf dem Rücken nach der Stadt zu. Hans war ein paar hundert Schritt gegangen, da wird ihm der Tausch wieder leid. Er dachte an das schöne Essen und Trinken, das er alle Tage haben konnte, und daß er nun wieder hungerpoten saugen sollte. Betrübt setzt er sich auf einen Stein
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