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Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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dem König Abendbrot und mit vielen anderen vornehmen Leuten, auch mit seinen Brü­dern und der Prinzessin. Uber Nacht hütete er seine Zaubersachen im Garten. Den anderen Tag gegen Mittag kamen seine Brüder dicht bei ihm vorbei, konnten ihn aber nicht sehen. Hans sagte:Knüppel, raus aus dem Sack und haut meine schelmischen Brüder recht tüchtig durch." Die Knüppel hätten sie totgeschlagen, wenn Hans ihnen nicht befohlen, aufzuhören und wieder in den Sack zu kriechen. Dann nahm Hans seinen Mantel ab und sagte ihnen, sie sollten sich augenblicklich nach Hause scheren. Das taten sie aber nicht, sondern packten ihn an und wollten ihn tot machen. Hans rief bloß: Knüppel, raus aus dem Sack!" Nun sahen sie ein, daß sie hier ihre Rolle ausgespielt hatten und machten, daß sie aus dem Garten kamen. Hans ließ dann seine zehntausend Mann aufmarschieren und besetzte den Garten und das Schloß. Dann ging er hinein zum König und brachte seine Werbung an. Der wollte erst nichts davon wissen. Als aber Hans von dem Betrug seiner Brüder erzählte und der König sah, daß sein ganzes Schloß mit Soldaten besetzt war, willigte er ein, daß Hans sein Schwiegersohn wurde. So heiratete Hans die Prinzessin. Gr hatte sie sehr lieb und sie ihn auch, und so haben beide ein sehr glückliches Leben geführt. Als der alte König starb, wurde Hans König. Gr machte dann den alten Besenbinder zu seinem höchsten Minister, und beide haben das Reich sehr glücklich regiert. Die Zaubersachen aber, die ihm zu dem Königreich ver- holfen hatten, wurden versteckt, daß sie nicht in Unrechte Hände kämen. An seinen Brüdern hat Hans nicht Rache geübt, er tat ihnen eher Gutes. Schaden konnten sie ihm nun nicht mehr tun. An die Grbschaft von seinem Rater, die ihm doch von Rechts wegen zukam, weil er sich am meisten versucht hatte, machte Hans keine Ansprüche. Gr überließ die Wirtschaft seinen Brüdern, er war ja doch reich genug. So lebte er glück­lich und zufrieden mit seiner Frau, und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heutigentags.

Vom Mädchen, das seine Brüder sucht.

Gs war einmal eine Mutter, die hatte neun Kinder, acht Zungen und ein Mädchen. Aber sie hätte gern mehr Mädchen gehabt, daß sie ihr bei der Arbeit zur Hand gehen konnten. Da überkam sie oft der Anmut, und einmal rief sie gar aus:Gi, so wünscht ich doch, daß ihr vier Stunden zu Schwänen und zwei wieder zu Menschen würdet!" And kaum hatte sie das gesagt, so flogen die acht Brüder als Schwäne auf und davon und kamen nicht wieder. Bald darauf starb auch die Mutter, und da war nun das Mädchen allein in der weiten Welt. Da wollte sie ihre Brüder suchen und ging weit, weit fort und kam endlich zum Wind. Da saß eine alte Frau in der Hütte, die spann; das war dem Wind seine Mutter.Gi, was freue ich mich," sagte sie,dich zu sehen, denn es ist nun ganze zehn Jahre her, daß ich keinen Menschen gesehen habe. Aber wie kommst du denn hierher?" Da sagte ihr das Mädchen, daß sie den Wind befragen wolle, der doch so manches Fleckchen auf der Welt zu sehen bekomme, ob er nicht ihre Brüder gesehen habe. Aber die Alte sagte:Ach, das geht nicht an, du liebes Kind, mein Sohn ist ein gar schlimmer und gewaltiger Riese, und kommt er zu Hause, so frißt