Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Einzelbild herunterladen

Sitte und Brauch.

Geburt.

Zahlreiche Litten und Gebräuche schließen sich an die Geburt an, ebenso wie an Hochzeit und Tod. Sie haben den Zweck, das Kind in jeder Weise vor Unglück und Fehlern zu bewahren und ihm Glück und gute Eigenschaften zu sichern. Auch Weis­sagungen finden statt. Die B i l e n, B ü l e k e n holt der K n appe n ä r , oder Hain- otter (Dörfer bei Lenzen a. E., havelberg) aus den, Wasser und wirft sie in den Schorn­stein ; auch die Bademutter fischt sie im Wasser, L. Die Stunde der Geburt ist be­deutungsvoll. Dieklugen Frauen, Wehmütter, Z ü st heba m m e n weis- sagten^) aus den Sternen und Anzeichen des Himmels das Schicksal des Kindes. Sonn­tagskinder sind Glückspilze und sehen alles, namentlich die Geister. Besonders ein Kind am Donnerstag geboren und Sonn­tags getauft, sieht alles. Den Helm, die Kinderkrone, Glückshaube, soll man aufheben; die Nabelschnur zerrieben oder zu Asche gebrannt an den drei ersten Feiertagen der sechs Wochen dem Kinde gegen Krämpfe und Krankheit eingeben. Wasch­wasser von Wochenkindern unter Zaun oder an Scheidung ausgießen. Beim N e u g e b o r e n e n soll die Mutter bleiben bis zur Taufe, daß die Unnaärdschen nicht das Kind stehlen und gegen einen Wechselbalg vertauschen, oder vorm Weggehen segnen und beten, ein Gesangbuch in die Wiege legen; gegen Anheren und Berufen Salz und Dill, auch einen K r ö t e n ste i n , K r ö t e n k r o n e?) Zn der Nacht am Wochenbett stets Licht brennen lassen. Bei s)echüle legten sie gegen den Nickert Mrant, blauen Dost, schwarze» Kümmel, einen rechten Hemdsärmel und linken Strumpf in die Wiege. Sechs Wochen muß die Wäsche vor Sonnenuntergang ins Haus, der Mond darf sie nicht bescheinen. Wenn die Mutter, die ein Kind erwartet, erschrickt und faßt sich irgendwo hin, bekommt das Kind da ein Muttermal, vor Feuer ein Feuer mal, vorm Hasen eine

') S. 20-p

2 ) versteinerte Seeigel.

Abb. z^8. Spätere Feldwiege. 187