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der Airchfahrt sind schlechte Vorzeichen. Regen Segen, Schnee Weh. Nach der Trauung gehen die Beteiligten um den Altar und legen ein Geldstück nieder. Jeder ledige Gast bildet mit demselben jungen Mädchen während der ganzen Hochzeit ein Paar. Nach der Rückkehr des Hochzeitszuges findet vielfach ein Brauttanz statt, in der Dorfstraße oder im Hause. Jeder Gast tanzt mit der Braut, zuletzt erst der Bräutigam. Auch wurden Gier, Butter und Brot, noch jetzt Brotschnitte (früher hirzestullen, Nm.) an Dorfleute und Ainder verteilt, die sich darum reißen und danach laufen. Jeder soll an der Freude teilhaben, denn nicht fremd und kalt wie in der Großstadt stehen die Menschen im Dorf zueinander, sondern wie Angehörige einer großen Familie, die Freud und Leid teilt; alle duzen sich auch. Solch Brot hält sich viele Jahre und bringt Zulauf beim Verkauf. Was die Gäste nicht aufessen, bekommen sie in manchen Gegenden mit nach Hause, ebenso befreundete Familien. Erbsenh waren hier und da hochzeitsessen. Mit Erbsen warfen sich die Gäste nach dem hochzeitsmahl, auch mit Zuckererbsen, bunten Airsch st einen aus Zuckerteig, besonders wo Ainder waren. Aeiner darf früher fort, alle müssen aushalten. Scherzhafte Geschenke wie Wickelpuppe, Schreipuppe und Storch, immer wieder in anderes Papier gewickelt, werden von Mädchen gegeben, Mpr. Üblich ist der Besentanz. Fackeltanz war schon am brandenburgi- schen Hofe Sitte. Die Ehen sind glücklich, wo Bauernsitte herrscht. Einig im Sinnen
und Denken, ebenso entfernt von weichlicher Auffassung wie herzloser Aälte, gehen Mann ^ ^ ^imme-reiter bei einer
und Frau m Rat und Tat sich ständig Hochzeit. Südliche Lausitz. 1880.
zur Hand.
Vermutlich fand auch in der Mark wie in der Altmark am ersten Hochzeitstage der Brautlauf statt, ein Wettlauf zwischen Braut und Bräutigam, nach welchem der Braut der Aranz abgenommen und die Mütze aufgesetzt wurde, und der Eintritt der Hochzeitsgäste in die Brautkammer. Jetzt tanzen sie um Mitternacht den Aranz ab auf der Dorsstraße. Dabei gehen sie, mit Spielleuten, angefaßt durch die Häuser der Gäste und tanzen in Reihen auf der Dorfstraße, bis zuletzt der Bräutigam die Braut
greift und ihr den Aranz abnimmt. Dann gehen beide ins neue Haus, sie setzt
sich eine Haube auf, zieht sich um und hilft nun im hochzeitshause wirtschaften, zu zeigen, daß sie eins Frau ist. Auch mußten früher die jungen Männer am zweiten Tage der Hochzeit einen Wettlauf bis zum Hause der Braut anstellen. Der Sieger bekam von Braut und Brautjungfern drei große Brautstollen und tanzte darauf mit ihnen, und zwar mit nackten Füßen, selbst mitten im Winter. Bei Hochzeiten erschien ebenfalls der Schimmelreiter, auch in seinem Gefolge ein Schmied?) der die Hufe beschlagen wollte, sowie andere, und der Erbsstrohbär, auch an einer großen Erbskette geführt. Zn
tz Schlesien, bei Neiße: Erbsen und Grützwurst, oder Hirse; werfen mit Erbsen, „je mehr Erbsen, desto mehr Glück". Pommern: werfen mit Erbsen, die Erbse soll Fruchtbarkeit bedeuten.
2) In der Sage schlägt der Schmied dem Pferde des Petrus ein Hufeisen an, S. 20 Smndenbnrzische Landeskunde. Bd, III. 17