Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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Z.Ach Fischer, ach braver Iungfischergesellchen, Wie ist es an der Zeit?

Wenn Sie auf den Abend bei mir schlafen

swollen,

So kommen Sie, ich bin bereit."

H. Als sie sich beide vereinigt hatten,

Legten sie sich in das Bett.

Da kam das alte Blitzkammerweib,

Jum Schlüsselloch guckte sie rein.

s.Ach Herr, ach Herr, ach gnädiger Herr,

Ls schläft ein braver Fischergesell Bei Ihrem schlohweißen Weibe."

6.Schläft er bei meinem schlohweißen Weibe, Gehänget soll er sein!

Ich will ihm lassen eine» Galgen bauen von lauter Llfenbeinl"

7. Als nun der Galgen verfertigt war, Gehänget soll er sein.

Ach Fischer, ach braver Fischergesell,

Wo wendest du dich hin?"

8.Nach Hamburg, nach meiner Geburtsstadt,' Darin ich erzogen bin."

Wenn Ihm der Wein zu sauer ist,

So kauf Lr sich Edelmanns Bier!"

9.Wenn du das Geldchen verzehret hast, So komm und schlaf wieder bei mir!"

Auch in Malchow und Müggelsheim bei Töpenick fand man dies Lied?)

Gesellschaftliche Konvention und die Rechte der Liebe gleich den Aunstdichtern hat auch das Volkslied diesem Thema viele Seiten abgewonnen. lVo tragischer Aus­gang waltet, kehrt sich die Tragik doch nicht immer gegen ein Rind des Volkes. Lines Markgrafen Töchterlein schenkt einem Spielmann ihre Liebe und teilt sein Wanderleben; von ihm dann verlassen, sucht sie in linder Trauer Wagddienste und findet sie, ohne erkannt zu werden, bei der eigenen Schwester. Erst nach sieben Jahren harter Dienste folgt die Erkennung. Dieser Zusammenhang ist in unserer Fassung der BalladeLiebes­dienst" nicht mehr erkennbar, aber das Bild der vornehmen Dienstmagd allein fesselte das Volk genug, um auch einem unvollständigen Liede das Leben zu erhalten. Zn mehreren Grten der Mark ward das Lied ausgezeichnet'F) so in Alt-Töplitz, Dannenberg bei Freien­walde, Göttin, hohensaathen, Potsdam; und noch 1851 hörte es Lrk von einem Schul­kinds in Berlin in folgender Gestalt:

1.Ich bin ein armes Mägdelein Und möcht so gern ein' Dienstmagd sein.

2 . Und wie ich kam vor der Schwester Tür,

Fein leise klopfte ich dafür."

Z.Wer ist denn da, wer klopft denn an.

Der mich so leis aufwecken kann?"

q.Ich bin ein armes Mägdelein Und möcht so gern ein' Dienstmagd sein.

5 .Ach nein, du bist mir gar zu sein,

Du schläfst bei meinem Männelein!"

s.Ach nein, ach nein, das tu ich nicht,

Mein Ehre mir viel lieber ist."

7. Sie miet' sie auf ein halbes Iahr,

Sie dient dafür wohl sieben Iahr.

8. Und als die sieben Iahr um war'n,

Vas Mädchen fing an krank zu werd'n.

y.Und wenn du immer kränker wirst,

Dann sag, wo deine Eltern sind."

;o.Mein Vater ist ein Grafens Reich,

Die Mutter Königs Töchterlein Und du mein einzig Schwesterlein!"

II.Ach nein, mein Kind, das kann nicht

ssein,

Daß du kannst meine Schwester sein!"

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') Erks Nachlaß 3i«n, »»,, 2022 s; 31«,?, sr?; I7?i.

Brandenburgische Landeskunde. Bd. III. 18