Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
274
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12.Und wenn du mir nicht glauben willst, So geht zu meinem Vater hin,

Da steht's geschrieben, wer ich bin!"

12. Und als sie zu dem Kasten kam,

Die Tränen von den Wangen rann'n.

1-1.Ach hätt'st du mir's nicht eh'r könn'n sagen, Denn Samt und Seide hätt'st du könn'n

stragen!"

IS.Ach nimm, nein, das gehört mir nicht, Zum Sterben bin ich hingericht't."

Wir können das Lied nicht über das Jahr >806 hinauf verfolgen. Der Stil aber spricht für älteren Ursprung.

Ein apartes tragisches Motiv behandelt das Lied vom Herrn und der Magd. Hier handelt es sich um Liebe, die zu spät erkennt, was sie sich verscherzt hat. Das Lied stellt ein paar ungemein einprägsame Bilder hin; es wurde von Goethe, der es als Stu­dent im Elsaß aufzeichnete, hochgeschätzt und für denElavigo" benutzt. Märkische Texte sind aus Birkenwerder, Bmnne bei Fehrbellin (zwei Texte), der Tottbuser Gegend, Dannenberg, Hohensaathen, der Umgebung von Potsdam, Schönermark in der Ucker­mark, Seelow vorhanden?) In der Potsdamer Gegend sang man 1 858 folgenden Text

(Nachl. 3s, s0s7):

1. Ls weht ein wind über Branburg her,

Ls hatte noch nicht gefroren;

Ls spielt ein Herr mit seiner Dam,

Sie spielten alle beide zusammen.

2. Sie spielten wohl beide die halbe Nacht, Bis daß das Mädel schwanger ward.

Sie dachten, sie hätten in Freuden gespielt Und mußten jetzt drüber weinen.

2.weine nicht, weine nicht, liebes Hainichen Deine Lhre will ich dir bezahlen, lrnein, Ich will dir geben den Sattelknecht,

Dazu dreitausend Taler."

-1.Den Sattelknecht, den mag ich nicht,

Was scher ich mich um dem Gelde, wenn ich den Herrn nicht selber krieg, Geh ich zu meiner Mutter."

s.Guten Tag, guten Tag, liebe Mutter mein!" Schön Dank, schön Dank, schöns hannchen Wie hat es dir ergangen; sinein,

Ist dir dein Röcklein von hinten so lang, wie kurz ist es von vorne."

6.Ach Mutter, liebe Mutter mein,

Vas darf ich gar nicht sagen.

Ich Hab mit meinem Herrn gespielt,

Lin Kindlein muß ich tragen."

7.Ach Tochter, liebe Tochter mein,

Das wollen wir schon verbergen,

wir wollen es werfen ins tiefe Meer, Darin bleibt es verschwiegen."

8.Ach Mutter, liebe Mutter mein.

Das wär uns beid eine Schand'I

Lieber wollen wir's dem rechten Vater über- Der wird es wohl versorgen." sbringen,

9. Ls träumt dem Herrn wohl in der Nacht Bis an den frühen Morgen,

Es wäre sein herzallerliebster Schatz An einem Kind gestorben.

1».Ach Sattelknecht, ach Sattelknecht,

Sattle mir und dir zwei Pferde, wir wollen reiten nach Branburg hin Und sehen, ob's noch so wäre."

11. Und als sie an die grüne Heide kamen,

Da hörte er die Glocken läuten.

Ach großer Gott vom Himmel herab, was soll mein Traum bedeuten?"

12. Und als sie vor das Branburg kamen, Wohl vor die hohen Tore,

Da brachten sie sein herzallerliebsten Schatz Auf einer Totenbahre.

12.Setzt ab, setzt ab, ihr Träger mein,

Die Leiche will ich anschauen,

Seh ich sie heut oder nimmermehr Unter ihren schwarzbraunen Augen."

1-1. Lr zog heraus sein blitzend Schwert Und stach sich selber durch sein Herz:

hast du erlitten den Kittern Tod,

So will ich erdulden die Schmerzen."

tz Lrks Nachlaß 2ss?, I8v; 202?»; 21soe, SSt, I0I7. Lrk-Irmer -Ise; 6t.