Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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15. Ls dauerte kaum ein halbes Jahr,

Da wuchsen zwei Lilien wohl auf sein Grab; Und die eine, da stand unter geschrieben, Seine Seele wäre bei Gott geblieben.

IS. Sie gruben den Herrn wohl wieder heraus Und trugen ihn in das Gotteshaus.

Nun ruhten zwei Liebchen zusammen Durch Jesum Christum. Amen.

Das Lied nimmt nach schwächerem Eingänge von dem Traum des Grafen an einen prächtigen Aufschwung. Der schwere Traum verhüllt volkstümlich einfach eine seelische Arifis, die ein Aunsldichter fester anfassen würde. Don nun an steht alles folgende in greifbarster epischer Sinnlichkeit da: der rastlose Ritt, die Glocken, der Trauerzug und das vielsagendeer schaut ihr unter die Augen". Aber bildkräftig wären schließlich noch . viele Volkslieder; was hier den besonderen Reiz ausmacht, ist das viele Unausgesprochene, die mitschwingenden seelischen Bewegungen. Goethes Aufzeichnung (s77s) ist die älteste in Deutschland; doch ein eng verwandtes niederländisches Lied (l5^) weist uns darauf hin, den Ursprung höher hinaufzurücken.

Formale Anklänge an das Lied vom Herrn und der Magd zeigt die Ballade von der Nonne fauchDas Lied vom jungen Grafen" betitelt). U)ie wenige von den älteren Volksliedern, ist es bis in die neueste Aeit lebendig geblieben. Auch dieses Lied ward vom jungen Goethe im Elsaß gefunden; Herder und die Herausgeber des Munderhorns liebten es sehr. Dem etwas nüchternen Eingänge des Liedes vom Herrn und der Magd steht hier ein sehr ansprechender und anschaulicher Eingang gegenüber. In Alt-Töplitz sang man es s856 nach folgender Melodie:

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Schiff-lein sah ich schwim - men, da - rin drei Gra -fen warn.

Statt des Alt-Löplitzer Textes geben wir den besseren (von Ad. Auhu leider ohne Melodie ausgezeichneten) aus Dreetz (Nachlaß 3 > 277 ):

1. Ich stand auf hohen Bergen Und schaute hinab ins Tal,

Lin Schifflein sah ich schwimmen, worein drei Grafen waren.

2. Der jüngste von den Grafen,

Die in dem Schifflein warn,

Bot mir einmal zu trinken Gutn wein aus seinem Glas.

3. was zog er von dem Finger?

Lin goldnes Ringelein.

Sieh da, du Hübsche, du Feine, Das soll dein Denkmal sein."

Hwas soll ich mit dem Ringlein tun, So du mein nicht werden kannst?

Ich bin ein armes Mädchen,

Hob' weder Geld noch Gut."

5.Bist du ein armes Mädchen,

Hast weder Geld noch Gut,

So gedenke an unsre Liebe,

Die zwischen uns walten tut."

6-Ich gedenk an keine Liebe,

Ich gedenk an keinen Mann,

Ich gedenk an Gott, den Vater,

Der mir nur helfen kann.

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