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Die märkische Fassung aus der Wilsnacker Gegend (Liederhort Nr. 2 a) aber setzt statt der Stiefmutter in freier Weiterbildung das Liebchen ein.
Ich bin bei meinem Feins-lieb-chen ge-wesn, Frau Mut - ter mein, oh weh!
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mein jun - ges Le - ben, ver - ge - den hat fies mir!
„wo bist du denn so lang gewesen, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Ich bin bei meinem Feinsliebchen gewesen, Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!")
„Was gab sie dir zu essen, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Sie kocht mir einen bunten Fisch,
Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!"
„Und wieviel Stücke schnitt sie dir, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Sie schnitt davon drei Stückelein,
Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!"
„wo ließ sie denn das dritte Stück, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Sie gab's ihrem schwarzbraunen ksündelein, Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!"
„Und was geschah dem ksündelein, heinerich, mein lieber Sohn?"
„Der Bauch sprang ihm in der Mitt entzwei, Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben,
Vergeben hat sie's mir!"
„was wünschest du deinem Vater, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Ich wünsch ihm tausend Glück und Segen, Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!"
„was wünschest du deiner Mutter, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Ich wünsch ihr die ewige Seligkeit,
Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!"
„was wünschest du deiner Liebsten, kseinerich, mein lieber Sohn?"
„Ich wünsch ihr die ewige ksöll' und tZZual, Frau Mutter mein, o weh!
Mein junges Leben, vergeben hat sie's mir!"
Die Ballade verläuft rein dialogisch; den besorgten Fragen der Amtier antwortet der eintönige Schmerzensruf des Rindes. „Tief, rätselhaft, dramatisch vortrefflich behandelt," nannte Goethe das Lied. Über Deutschlands Grenzen hinaus reichen die verwandten Lieder. Auf ein englisches, Lord Randal, in dem ebenfalls die Geliebte das Giftmahl reicht, machte schon s8s3 Wilhelm Grimm aufmerksam.
tz vergeben ---- vergiftet. Simplizissimus (eä. Keller S. 28): „Da finge ich an, mit meiner Sackxfeiffen so gut Geschirr zu machen, daß man den Krotten im Krautgarten damit hätte vergeben mögen." (Lrk.)