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stube gangbar waren. Da überwiegt auch auf dem Gebiete der Ballade das Moderne; man sang h. W. v. Stamfords lehrhafte Romanze „Lin Mädchen holder Mienen, Schön Annchen, saß im Grünen" (s780), worin das Mädchen den tugendhaft schwätzenden Verführer auf eine Tatprobe seines Edelsinns stellt, die er jammervoll besteht?) man sang I. Fr. A. Kazner's schwülstige „Wilhelmine" H 779 ); deren Gegenstück „Weint mit mir, ihr nächtlich stillen Haine" (die verstorbene Geliebte besucht um die Geisterstunde ihren Geliebten), war wenigstens fragmentarisch im Umlauf; auch eine schwache Kunstballade unbekannten Ursprungs „In des Gartens dunkler Laube saßen abends Hand in Hand" (der aus dem Kriege kehrende Ritter findet seine Geliebte nicht mehr) war bekannt, hat sich übrigens auch in Gramzow gesunden?) Beim einfachen Liede drang das Neue freilich in vollerem Strome ein als bei der Ballade, für die die ältere Volksdichtung immer noch das größere Kontingent stellte.
2. Narur und Menschenleben im -Liede.
Zwischen der Ballade und dem Liede sind feste Grenzen gerade in der Volkspoesie nicht zu ziehen. Auch das Gefühl braucht, uni für einfache und sinnesfrische Menschen sich deutlich auszusprechen, eine epische Grundlage. Klein ist die Anzahl der rem lyrischen Stücke im Volkslieds von der Art des bekannten „Wenn ich ein Vöglein wär'". Sonst sehen wir fast überall konkrete Handlung. Aus praktischen Gründen empfiehlt sich dennoch eine Abgrenzung gegen die Balladen. Die Grenze ist hier so gezogen, daß zu den Balladen alle Stücke gestellt wurden, deren Handlung Anfang, Fortgang und Ende in annähernd gleichmäßiger Betonung zeigt, während unter das Lied fiel, was nur eine Situation schildert, vor allem eine typische Situation des Menschenlebens.
Von solchen typischen Lebensmomenten greift das Volkslied keineswegs nur diejenigen auf, an die jedermann sofort denkt, wie etwa den Abschied von der Geliebten oder von der Heimatstadt. Aus dem schier unerschöpflichen Liebesleben bringt es so gut wie alle Situationen, neben den rührenden auch die komischen. Aber auch das Leben der Ehegatten, der Eltern mit den Kindern, der weiteren Verwandten und der Arbeitsgenossen wird nicht vergessen. Die Natur spielt in diese Lieder wie beiläufig hinein ; ein Naturbild dient etwa als Liedanfang oder steht harmonisch oder dissonierend neben den seelischen Vorgängen.
Die Natur als Mittelpunkt eines Liedes wird man selten antrefsen. Zwei Lieder dieser Art wären in der Mark zu erwähnen; dem einen gab Erk die Überschrift „Waldeinsamkeit". Es reicht gewiß nicht über das s7. Jahrhundert hinaus, begegnet häufiger in fliegenden Blättern der zweiten Hälfte des s8. Jahrhunderts und wird noch im 49 . häufig notiert. Seine weichere Haltung gegenüber den bisher mitgeteilten Liedern ist leicht erkennbar.
-) Über dieses Lied ausführlich John Meyer, Kunstlieder im volksmunde, Einleitung. Lrks Nachlaß Zs« bringt eine Melodie und Textbruchstücke aus Neustadt a. v. zsqi; ferner Aufzeichnungen aus Lennep und Greifenhagen bei Stettin.
st Lrks Nachlaß Zzs«, aus dem Jahre