Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
298
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Den lockeren Weibern gilt der Spott einer ganzen Reihe schwankhafter Lieder. Durch alle Landschaften verbreitet und bis zum heutigen Tage geläufig ist das Lied vom Bauer im Heu, der nur scheinbar ausgegangen ist, in Wahrheit aber hinter der Tür seiner Frau Stelldichein mit einem Liebhaber beobachtet?) Von ähnlichem Schlage ist das Wiegenlied mit dem Refrain:Wein Wann ist zu Haus," durch das die Frau den zu früh eingetroffenen Liebhaber warnen will (Erk-Irmer 6»»).

Schwankhaft und locker ist auch das Lied vom Edelmann, der in einem Hafersack verborgen bei des Wüllers Tochter sich einschleicht (Erk-Zrmer 2, S. 13) ; das Mädchen aber macht durch den Rufein Dieb" seine Absichten zunichte, und das Lied schließt moralisch:

Den Edelmann, den mag ich nicht,

Linen braven Burschen versag ich nicht,

Lin braven Burschen muß ich haben Und sollt ich ihn aus der Lrde rausgraben."

Die Grenze zwischen derbem Schwank und bloßer Zote ist in den Liedern von den lockeren Weibern oft verwischt. Reiner erklingt der Ton kräftiger Volkssatire in dem Spott auf die alten Weiber (Liederhort S. 38 s):

Miss, muff geht's im Haus Den ganzen Tag herum,

Junge Mädel gehn halt grade, Alte Weber gehen krumm!

wer so 'nen alten Schimmel In seinem Hause hat,

Frißt sich ab sein junges Leben Und kommt früh ins Grab!

Aber auch die alten Männer, die närrisch werden, bekommen einen Pritschenschlag. Das Lied:Glle Alaun wolle rieden" ist eine prächtige volkstümliche Burleske voll ausgelassenen Übermuts. Es fand sich in der Mark Brandenburg in besonders guter Erhaltung?)

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Zi - cken - buck seit den oll'n Mann do - rup lee - ten so rie - den.

t. Vlle Mann wolle rieden, Hadde keen Perd,

Vlle Fru »am Iickenbuck, Seit den oll'n Mann dorup, Leeten so rieden.

2 . Glle Mann wolle rieden, Hadde keen Pietsch,

Vlle Fru nam Strumpenband, Gas e» den in de Hand, Leeten so rieden.

') Ungedruckte Fassung ans dem mündlichen Gesänge der Berliner Gegend: Büsching 2 Nr. 5 . Jüngste Aufzeichnung bei Mariage.

2) Die abgedruckte Fassungaus dem Brandenburgischen" bei Lrk-Irmer 2i«. Ferner aus Groß-Neuendorf bei Firmenich i ir«. weiteres bei A. Kopp, Ältere Liedersammlungen