Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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5. Olle Mann wolle rieden,

Hadde keen Sadd'l,

Glle Fru nam Iiegelsteen,

Klemt em den mank de Been, Leeten so rieden.

». Vlle Mann wolle rieden,

Hadde keen Toom,

Vlle Fru nam Hemdensoom, Mäkt em en Perdetoom,

Leeten so rieden.

s. Vlle Mann wolle rieden,

Hadde keene Stebbeln,

Vlle Fru nam Emel an, (Eimer) Stülpt em den an de Been, Leeten so rieden.

6. Vlle Mann wolle rieden,

Hadde keen Sporn,

Glle Fru nam Harkentähn, Steckt em den in de Been, Leeten so'rieden.

7. Glle Mann wolle rieden,

Hadde keen Rock,

Vlle Fru nam Underrock, Schmeet em den über'« Aopp, Leeten so rieden.

8. Vlle Mann wolle rieden,

Hadde keen Hoot,

Vlle Fru nam Pinkeltopp,

Sett'n oll'n Mann uf d'n Ropp, Leeten so rieden.

Trefflich ist auch das Lied von derJungen Schnur und alten Schwieger". Ts stammt noch aus dem ( 6 . Jahrhundert und gehört zu den verbreitetsten Volksliedern überhaupt. lVir geben es hier so, wie es in Berlin (855 gehört wurde (Trks Nach­laß 287 g,).

1.willst du denn mein Söhnchen haben," Sprach die alte Schwiegerin';

Ja ich will ihn haben,

Ja ich muß ihn haben,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

2.wo wollt ihr denn euer Brot hernehmen?" Sprach die alte Schwiegerin.

In dem Bäckerladen,

Da ist Brot zu haben,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

z.wo wollt ihr denn euer Fleisch hernehmen?" Sprach die alte Schwiegerin.

Auf der Schlächterbank, wo der Dchse hangt,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

4.wo wollt ihr denn euer Geld hernehmen?" Sprach die alte Schwiegerin.

Auf der Wechselbank Liegt das Geld so blank,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

5.wo wollt ihr euer Holz hernehmen?" Sprach die alte Schwiegerin.

Aus dem grünen Wald Holt man's Holz sehr bald,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

6.wo wollt ihr denn euer Bett hernehmen?" Sprach die alte Schwiegen».

Zwei und drei Strohsäcke Geben auch ein Bette,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

7.Ach, ich möchte mich erhängen," Sprach die alte Schwiegerin.

Da hast du einen Strick

Ich wünsch dir tausend Glück,"

Sprach das junge Mädchen wieder.

Daß neben der Schwiegermutter die alte Jungfer Ziel volkstümlichen Spottes wird, war zu erwarten: doch ist die Art, wie e>n neueres, rasch beliebt gewordenes Lied ihre Mannessehnsucht persifliert, ziemlich harmlos:

Ach Andreas, heiliger Schutzpatron,

Schenke mir doch einen Mannl