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2. Wer saß denn da wohl bei ihr, Florie, Unser Hans, der Freier, Florie,
Florie, Florie, der Flitterkranz,
Der füttert all mein Leben lang, Florie,
Mitten in der derben Arbeit des Alltags und der Blöße höchst menschlicher Schwächen erscheint das junge Mädchen in eitlem Spottliede, das anscheinend keinem (Orte der Black unbekannt gewesen ist') und auch sonst allenthalben sich findet: Aas Lied vom faulen Grell. In Utzdorf sang man es in folgender Gestalt:
wer ein so saules Gredel hat. Der kann wohl lustig sein:
Sie schläft ja alle Morgen, Alle Morgen,
Bis daß die Sonne scheint I
Der Vater aus dem Walde kam, Die Gredel, ach, schlief noch: Schlaf du.zum tausend Teufel, Tausend Teufel!
Unser Hirt ist schon im Walde, Und die Kuh steht noch im Stall I
Das Mädel aus dem Bette sprang; Den Rock in ihrer Hand,
Tat sie das Kühlem melken. Kühlein melken,
Mit der ungewaschnen Hand,
Und das war keine Schandl
Das sang man abends in der Spinnstube einer jeden entgegen, die am Morgen das Melken verschlafen hatte; einmal vier Wochen lang derselben Bauerntochter?)
Für die Gesundheit volkstümlichen Empfindens ist es bezeichnend, daß es neben der zarten Innigkeit mancher Mädchenlieder Bilder von solcher Realistik aufstellt.
Eine Gruppe meist neuerer Lieder darf nicht übersehen werden, welche Stoffe des Menschenlebens in einer mehr abstrakten, lehrhaften Weise behandeln und so bisweilen selbst der Spruchpoesie nahe kommen. Der Geist des (8, Jahrhunderts atmet in ihnen, wenn Genügsamkeit, Freundschaft, Frohsinn, aber auch der Tröster Tabak gepriesen werden, ein unbeirrbarer Optimismus und altväterisches Behagen sich austun. Bon dieser Art hat das Volk doch manches bessere Stück dankbar bewahrt, wenn auch nicht alle banalen Nummern des Mildheimschen Liederbuches, das jenes Behagen und jenen (Optimismus handwerksmäßig auszumünzen unternahm. Es gehören hierhin das Lob der Genügsamkeit „Freund, ich bin zufrieden, geh es, wie es will", von Ioh, Oeinr, Wiih, Witschel ((769 — (847), das wahrscheinlich in den neunziger Jahren des (8. Jahrhunderts zuerst gedruckt wurde. Den Tharakter des Ganzen mögen Strophe I lind 3 veranschaulichen (Erk-Irmer 5 « 2 ):
') An einer einzigen Stelle des Lrkschen Nachlasses ( 2 ?,) stehen zehn Fassungen bei einander: Berlin (zweimal), Frankfurt a/D., Brunne bei Fehrbellin, Klein Mutz bei Jehdenick, Seelow bei Lüstrin, Gramzow, Jüterbog, Neustadt den anderen Bänden. Ferner Thyrow (dialektisch)
9 Zeitschr. d. ver, für Volkskunde 12?,:
t a/Dosse, Liebenberg. Außerdem verstretzt^^s l-S/, ' ): Archiv der Lrandenburgia ll- ^
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