Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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Un wenn er denn an so'n Höksken griff,

5o gab et gleich en tausendsakermentschen pfiff.

Und zum tingterling, zum tingterling, zum traderuderide-rallalala!

S. Da standen sechs Reereis, so as ick,

Die hatten alle so 'ne geele Scheppen (Geigen) vor sick!

Un wenn die Scheppen denn nich recht wollten piepen,

5o daten sie se glihks an die Vhren kniepen.

Dem Bauern galt auch der Spott B. A. Dunckers in seinemFamiliengemälde" sl782), das in den Volksgesang eindrang sU "türkisch bei Erk-Irmer 5 »h, wohl weil der Spott gut ins Schwarze getroffen hatte, indem er eine Hauptschwäche des Bauern vor­nahm: seinen Geiz, der sich hier in schnurrigen Zumutungen an einenWaler ergeht, in das einmal bezahlte Bild die ganze Lebensgeschichte der Familie hineinzubringen. Dein schlappen Bürgersoldaten gilt das noch heute allgemein bekannte LiedNur immer langsam voran, nur immer langsam voran, daß die Kräwinkler Landwehr Nachkommen kann". Endlich sang man in der Mark auch ein Lied, daß allen Gewerben zumal eins auswischen möchte, aber doch ziemlich trocken bleibt, das LiedSo machen sie's":

Wie machen's denn die Schneider? So machen sie's:

Hier ein Läppchen, da ein Läppchen, Ulachen draus ein Rinderröckchen;

So machen sie's, ja so machen sie's.

Wie machen's denn die Uhrmacher?

So machen sie's: hängen die Uhren an die Nehmen die Ulädcheu bei der Hand, sWand, So machen sie's, ja so machen sie's! usw.

II. Geistliche Volkslieder.

Ein waches Leben geistlicher Volksdichtung wird dort nicht überraschen, wo, wie ini deutschen Süden, eine anschmiegsame Volksreligion init sinnfällig-populären Symbolen auch den Werktag durchdringt, ihre Feldkreuze und Bildstöcke in Feld und Wald hinaus­stellt und die Ecke der Bauernstube zu einem flitterbuntenHerrgottswinkel" ausschmückt. Wo aber der Protestantismus die religiöse Betätigung seit Jahrhunderten im Gottes­bause konzentrierte, hat der geistliche Volksgesang neben dem eigentlichen Kirchenlieds weniger günstigen Boden. Trotzdem sind noch um > 850 in der Ulark niedrere geistliche Volkslieder in lebendiger Übung gewesen, und zwar jene älteren Lieder, die den süddeutsch­katholischen Ursprung an der Stirn geschrieben tragen. Es gibt kaum ein besseres Zeugnis für die Stärke des konservativen Zuges im Volke und das zähe Leben einmal eiitaebür- gerter Lieder.

Das wahrscheinlich älteste Lied der Gruppe ist das Lied von Jesus im Garten. Ulan kennt einen süddeutschen Text von (5ß0 und vermutet mit Grund »och höheres Alter?) In Nönnebeck bei Lindow hörte der Gewährsmann Erks dies alte Lied noch (856 von einem Schneider singen; auch in Alt-Töplitz bei Potsdam ward es ausge­zeichnet?) In bester Erhaltung sind die märkischen Texte freilich nicht; wir geben den aus Rönnebeck.

R. v. Liliencron: Deutsches Leben im Volksliede uni ( 530 , ?. 228. 2 ) Lrks Nachlaß 28 -s,, 5«.