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Wenn die Kinder einen Regenbogen sehen, so singen sie:
Rejenboen, moek ini nich nat,
Moek de olle hure nat.
De up Schulten Flua sat,
De dän Telia vul Aoel affrat.
(Röpersdorf bei Prenzlau.)
Als kindliche Arbeitslieder sind die zahllosen Bastlösereime zu bezeichnen. Flöten aus der Rinde der Weidenzweige zu machen, ist ein in Stadt und Dorf gleich beliebtes Vergnügen der Kinder. Lin Stück Zweig von geeigneter Länge wird abgetrennt und die Öffnung hineingeschnitten, während die Rinde noch auf dem Holze sitzt. Nun klopft man mit der Schale des Messers auf die Rinde und lockert sie dadurch so, daß sie abgestreift werden kann. Dabei singen die Kinder jene sehr zahlreich gefundenen Reime, von denen wir zunächst eine einfache Probe geben?)
Sibbe, sibbe, seute,
Mäk mi ene Fleute,
Det se recht schön gähn deit,
Det se nich kaput gähn deit.
(Neu Ruppin.)
Natürlich spielt hier wie bei allen Arbeitsliedern der Inhalt eine ganz untergeordnete Rolle; so kann denn allerlei Fremdes sich den Lastlösereimen sehr leicht ein- und anfügen. Was hat der Wunsch, die Hühner möchten „bis Mareien" (Mariä Geburt, 8. September) das Legen fortsetzen, eigentlich in dem folgenden Liede zu schaffen:
Ru ru Röte (— Rute),
Mock mi 'ne Flöte.
Lot de hinder leien Bes Mareien.
Lot die Suune schien'»
Bes Martin'».
Dunkel ist auch folgender Vers:
Ru ru röte,
Mock mi 'ne Flöte.
von Thymioahn un Bastioan
Lot mine Flöte juit asgoahn.
Der Mitteiler (H. Böge, Brandenburgia (7 22 ») will die vorletzte Zeile auf die Heiligen Timotheus und Sebastian beziehen. Sind da schon Unklarheiten, so geht es vollends ganz toll zu in einer noch vor (850 gemachten Aufzeichnung aus Thyrow a» der Nutheniederung im Teltow:
') Material bei Lngelien-kahn S. I8S. Firmenich I t2t, ,z,. Erks Nachlaß 3tb«i. R. L. hasse, Jeitschr. d. ver. für Volkskunde -t?»; 6»s. v. Schulenbnrg, Archiv der Brandenburgia tt-