Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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und hüpft nach dem anderen Lnde hin, wo die beiden letzten Glieder durch Händehoch­halten einen Durchgang bilden. Hier hüpft der letzte der Kette zuerst hindurch, und so folgen ihm alle. Sind sie hindurch, so drehen sich die beiden Hochhaltenden und Hüpfen durch einen jetzt am anderen Ende gebildeten Durchgang. Ls darf nicht losgelaffen werden. Alle singen nun im Sprechtone auf der gleichen Note (nur der Schluß -stde" geht von der oberen Terz auf den Grundton herunter):

Siksaksakside,

Der Sack ist zerrissen,

Mir wollen ihn wieder lassen flicken.

Siksaksakside!

Dramatisch belebt ist das Reihenspiel vomHerrn aus Ninive"; es fand sich in Berlin und Zoachimsthal. Der Zoachimsthaler Text lautet:

Ls kommt ein Herr aus Württemberg, Iuchheissa, fifelatushj was will der Herr aus Württembergs

Lr will die jüngste Tochter haben,

Die jüngste Tochter kriegt er nicht,

Er will sie in ein Kloster tu»,

In einem Kloster war sie schon,

Lr will sie kochen und braten lehren,

Koche» und braten kann sie schon,

Er will sie stricken und nähen lehren,

Stricken und nähen kann sie schon,

Dann stecken wir das Haus in Brand!

Damit ist wenig anzufangen. Aber eine gründliche Untersuchung der vorhandenen Nersionen und Zeugnisse hat doch Licht in die Sache gebracht?) Ls liegt ein Gesell­schaftsspiel des 17 . Jahrhunderts zugrunde, bei dem die Spieler, als Mönche und Nonnen verkleidet, in zwei Reihen gegenübertreten, so daß die Zahl paar und paar ausmacht. Nach dem Wechselgesang nahm jeder Mönch das gegenüberstehende Nönnchen uno küßte es. Zn den Kinderspielen, die sich daraus entwickelt haben, stehen Knaben und Mädchen gegenüber. Der Wechselgesang schildert, unter gleichzeitigem Sichnähern und Zurückweichen der Reihen, entweder Brautwerbung oder Nonnenabholung, und es reichen sich zuletzt die paare die Hände.

Die Reihenspiele werden zumeist von den Mädchen gepflegt. Knabenhafter sind die Haschespiele, die jedoch auch von den Mädchen nicht verschmäht werden. Sehr beliebt war in der Mark das HaschespielAlle meine Wulegänskens konunt noch Haus". Ulan fand es in Berlin, Röpersdorf bei prenzlau, Schmarfendorf, Seebeck im Ruppiner Kreise, Groß-Neuendorf, Klein-Mutz bei Zehdcnick, Soldin, Radel bei Lehnin, Zoachims- thal. Die Kinder (Gänschen) bilden eine Reihe; davor tritt der Hauswirt; abseits steht der Wolf. Bei dem letzten Rufe des Hauswirts eilen alle Kinder auf ihn zu, und der Wolf sucht so viel als möglich zu Haschen. Die Wechselreden zwischen Wirt und Gänschen lauten in Zoachimsthal:

h Botte, Zeitschr. d. Der. für Volkskunde 6»s.