Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Oie Zeit der Wintersonnenwende, die heiligen zwölf Nächte (25. Dezember bis 6. Januar), trugen schon bei unseren heidnischen Vorfahren festlichen Charakter. Seit das Christentum das Weihnachtsfest in diese Zeit gelegt hatte, wurde alles hierauf be­zogen. Die kultische Feier gewann eine freiere Gestaltung, die eine Beteiligung der Laien ermöglichte. Das Mittelalter hatte ausgebildete Weihnachtsspiele. Von solchen Ge­bräuchen her hat sich die Sitte des (Zuempas-Singens an vielen Orten der Mark in die protestantische Zeit hinein und bis in das th, Jahrhundert gehalten. Die Schüler der Gemeinde zogen zu Beginn des nächtlichen Christgottesdienstes in geschlossenem Auge, als Engel und Hirten verkleidet, wohl auch mit grünen oder Blumenkränzen auf dem Haupte, in die Kirche und ordneten sich dort zu vier Chören, die an verschiedenen Stellen der Kirche Aufstellung nahmen. Diese Chöre sangen in Abwechslung untereinander und mit der Gemeinde besondere, nur dieser Feier eigene Lieder, in ältester Zeit noch lateinisch, dann lateinisch und deutsch, dann nur deutsch. Von dem Anfänge des gebräuchlichsten latei­nischen Liedesquem prmtorss Inucluverech nannte man die Sänger(Huempas- Sänger". Sie lernten ihre Lieder nicht aus dem Gesangbuch, sondern aus mündlicher Tradition und aus besonderen (Zuempas-Heften, in denen sogar mittelalterliche Schrift- und Malkünste fortlebten; das ist die gleiche Art der Überlieferung, wie bei den Volks­liedern, Volksschauspielen und der mittelalterlichen Lyrik. Die Melodien wurden nur mündlich überliefert, so daß ein neuer Kantor sie von den Schülern lernen mußte. Erst die jüngsten cschempas-Hefte sind gedruckt und mit Noten versehen. Die jüngsten Texte haben keinen Zusammenhang mehr mit den alten lateinischen. Auch war- die Ver­teilung der Schüler auf vier Chöre vielfach wieder aufgegeben, dagegen hier und da die Rolle des Christkindes hinzugefügt. So in Treuenbrietzen, wo der Chor bei der Orgel, das Christkind neben dem Altäre stand und dann folgender Wechselgesang sich entspann:

Lhor:

Lhristkind: Lhor:

Lhristkind: Lhor:

Lhristkind: Lhor:

LhristkiIId: Lhor.

Lhristkind: Lhor:

Lhristkind: Lhor:

LhristkiIId:

wir bitten dich, o Jesulein, / Schöns Kindelein / wollst mit uns reden ein wörtelein. Singt, lieben Kinder mein!

Sag' an, warum man dich hier findt, / Schön's Jesulein, / Auf dieser Welt ein armes Kind?

Aus lauter Lieb allein.

warum bist du, o Gott so groß, / Schön's Jesulein, / So klein in deiner Alutter Schoß?

Aus lauter Lieb allein.

warum bist du so arm im Stall, / Schön's Jesulein, / Der du bereichst das weltenall?

Aus lauter Lieb allein.

warum bist du so sehr veracht, / Schön's Jesulein, / Nichts mit dir bracht, nicht Gut noch Pracht?

Aus lauter Lieb allein.

Für solche Lieb' was mögen wir, / Schön's Jesulein, / wir Armen doch hin­geben dir?

wich wieder lieben allein, wir lieben dich allein.

So seid ihr alle mein.

Die Einzelheiten der Sitte wechseln sehr stark: wir konnten nur eine jJrobe geben. Aber in irgendeiner Variation ist sie an s7 Orten der Mark nachgewiesen worden: Zn