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Berlin, Bernau, Bobersberg, Lanig, Lhristianstadt, Dölzig, Drewitz bei Lottbus, Frankfurt a. G., Grano bei Guben, Guben, Kirchhain, Lossow bei Frankfurt a. V., Lübben. Luckau, Nosau bei Aüllichau, Perleberg, Rathenow, Schönfließ, Sommerfeld, Sorau, Treuenbrietzen, Aüllichau?)
Neben diesen halbkirchlichen lebten weltliche und allzu weltliche Weihnachtssitten. An Thyrow an der Nutheniederung im Teltows begannen die Hirten neun Tage vor Weihnachten allabendlich auf dem Horn zu blasen; man nannte das „den hele Thrist oannen Himmel Men". Am heiligen Abend aber und am Silvesterabend zogen der Schäfer und der Schweinehirt von Haus zu Haus, sangen und wurden mit bestimmten Arten von Kuchen (z. B. aus Roggenmehl mit Speckschnitten darauf) beschenkt. Am heiligen Abend war der Schweinehirt Sänger, Silvester der Schäfer. Die Lieder sind nur fragmentarisch notiert; es hieß darin zu Weihnachten:
Hoch, hoch in de Förschte Hangen drei Brädwörschte.
Jäfft mei de lange Lott de körte hangen.
Jäfft mei den Schwienekoxp Der is bessa wie ene Brädworscht.
Am Silvesterabend war das Lied wesentlich ein gereimter Neujahrswunsch; man wünschte den Bauern:
van ji'de Stute en Fölmeken,
Van ji°de Kuh en Kälweken, van jüdet Schäx en Lämmeken.
Den Nädchen aber galt der Wunsch:
„Ich wünsche Jane !Näd en Biindeke Schnüre,
De leid so järne uxxe Müre.
Ick wünsche Jane Näd en Katzennäppken,
De hädd deren Brudmann imma an Herzen."
Die gleichen Gebräuche bestanden in der ersten Hälfte des sH- Jahrhunderts auch in anderen Dörfern des Teltow. Auch aus haselosf bei Treuenbrietzen wird die gleiche Sitte berichtet. Der Gewährsmann Trks schreibt (Nachlaß 28 7«») : „Die Hirtenknaben tuten neun Abende vor Weihnachten, sie setzen dreimal an und tuten, solange ihr Atem reicht. „Die tüten den Weihnachtsmann raff" jubeln die Kinder und zählen die Stufen bei jedem Tuten, die noch zwischen ihnen und dem Weihnachtsmann sind; denn sie stellen sich vor, es sei eine unsichtbare Leiter nach dem Himmel von drei Stufen und glauben, daß bei jedem Tuten der heilige Thrist eine Stufe überschreitet. Ts ist ein unharmonischer, aber wundersamer Klang, und alle Dorfbewohner freuen sich." Am Silvester wurde wiederum getutet und Gaben gesammelt.
Auch die heiligen drei Könige mit ihrem Stern waren in der Nark noch um > 850 wohlbekannt. Zwischen Weihnachten und Neujahr oder bis heilige drei Könige zogen sie umher. Ts sind drei mit Papierkronen geschmückte Knaben, die weiße Hemden
H R. Heidrich, Lhristnachtfeier und Lhristnachtgesänge in der evangelischen Kirche, tyo?.
2) v. Schulenburg, Archiv der Brandenburgia n.
Brandenburgische Landeskunde. Bd. HI.
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