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unsere Zeit erhalten. Kinder mit Gschenstäben, an denen noch die Aste sitzen, ziehen von Haus zu Haus und sammeln Gaben ein ; dabei singen sie :
Aarriell Karriell
Der lvinstock hät sin Loob verlern.
Wer soll nu davor sorgen?
Det muß unser lieber Herr Jesus dhun,
Schenk uns 'neu sröhl'gen Morgen.
Jeff mei ne lange (Wurst),
Lott de körte hange Bess iibersch Jahr!
Die Kinder bekommen dann Bilder, Bilderbücher, Bänder, Pfannkuchen, Brezeln. Würste.
Das Gsterfest, einst durch die Osterspiele verherrlicht, ist in der Mark nicht durch Gebräuche gekennzeichnet, die in unmittelbarer Beziehung zu dem kirchlichen Feste stehen. Dagegen war am Ostermontag in einigen Orten die Sitte des Bällefangens in Übung. In Arendsee i. d. Altmark wurde sie noch )887 beobachtet. Kinder und junge Leute zogeri in Gruppen vor die Fenster der im letzten Jahre (zwischen Ostern und Ostern) Neuvermählten. Gin Lied wird gesungen:
hier stehen wir Knäblein alle Und singen uns den Balle.
Und wenn Sie uns den Ball nicht geben,
So wolln wir Jhn'n den Mann wegnehmen l Tunpoal (Zaunpfahl) willn we Jhn'n wärrer gebn.
Briigam! BrügamI
Jungfer, schmiet den Ball herutl
Nun fliegen aus dem Fenster zunächst kleinere Bälle, etwa ein Dutzend, um die sich die kleineren Kinder balgen; dann der Bräutigamsball, ein größerer Ball in den gleichen Farben (gelbes und weiß-rot bemaltes Schafleder). Um den Bräutigamsball kätnpfen die größeren Burschen, bis ihn einer davonträgt. Die Mädchen holen sich inzwischen einen entsprechenden Brautball von der jungen Gattin als Geschenk. Nachher ist auf dem Schützenplatze ein großes Ballspiel mit eroberten Bällen, bis einer der großen platzt und nun in Stücke gerissen wird, die die Teilnehmer sich ins Knopfloch stecken. Dieselbe Litte bestand in Iederitz bei Havelberg?)
Pfingsten ward hier und da durch den Umzug des „Pfingstkäm" gefeiert, eines in Laub und Blumen gehüllten Knaben, den andere mit einer bewimpelten Stange begleiteten. Die Mädchen führten in ähnlicher Weise die „Maibraut". In der Mittelmark und in der Altmark waren diese Gebräuche besonders in Übung. Die dabei gesungenen Lieder haben große Ähnlichkeit mit den Liedern bei den Weihnachtsumzügen.
Von den Höhepunkten des menschlichen Ginzellebens war von alters her die Hochzeb von besonderen Gebräuchen umgeben. Davon ist im ganzen recht wenig geblieben. Eine sehr eigenartige Litte hat man noch in unserer Zeit in Ioachimsthal in der Uckermark gefunden?) Wenn dort die Brautwäsche zum Trocknen aufgehängt war und lustig im Winde flatterte, wurde der ganze Trockenplatz mit Blumen geschmückt, und nach
') W. Körner, tNitt. d. Der. für die Geschichte Berlins 1888, S. 7o.
') petsch, Zeitschr. d- Der. für Volkskunde Nzii.