Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
341
Einzelbild herunterladen

3-U

Begrüßungsversen der ältesten Waschfrau an die Braut fand unter den wehenden Leinen ein Umzug und ein Tanz statt. Die Begrüßungsverse lauteten:

Ich habe vernommen,

Daß die Jungfer Braut ist gekommen.

Wir haben der Jungfer Braut ihre Wäsche gehangen,

Sie wird sie empfangen Und wird sie so erhalten,

Wie sie ihre Mutter hat gehalten.

Nehmen sie mir es übel,

So nehme ich's ihnen gern wieder vom Stiebel.

Die Jungfer Braut soll leben.

Und der Herr Bräutigam daneben.

Vivat hoch, hoch, hochl

In der ländlichen Arbeit bedeutet das Erntefest den Höhepunkt. Tanz und bisweilen Feuerwerk verherrlichen den Tag. Der Vorschnitter aber tritt mit einem Erntespruch vor den Amtmann oder Bauern hin. Mr geben davon aus Brunow bei Freienwalde eine Probe (Erks Nachlaß mitgeteilt von Ad. Auhn):

Hier komm ich geschritten,

Hätt ich ein Pferd, so wär ich geritten.

Ich grüße den Herrn Amtmann hübsch und fein Und bringe ihm das Kränzelein,

Lr ist nicht von Disteln und Dornen,

Er ist von Blumen und reinem Korn.

So viel Ähriken,

So viel Iähriken;

So viel Drispelken,

So viel Wispelken,

So viel Draspen,

So viel harte Taler wünsch ich dem Herrn Amtmann in seinen Kasten.

Die Sense hat geschwatt't,

Die Harke hat geglatt't

Der Knebel hat gebunden

Und das Kränzchen ist gewunden.

Hier setze ich dem Herrn Amtmann die Krone auf den Kopf.

Und Sie möchten so fein Gütig sein

Und legen die Tonne Bier aus den Block Und die Musikanten daln.

Ick wünsche, der Herr Amtmann mäkt sich so lustig as wie wir.

Ich kann mer nu nich länger verweilen,

Denn Sie lassen uns spielen den Baß und die Geigen.

Ich kann mer nu nich länger aufhalten,

Denn draußen warten se schon, daß sie wollen mit mir walzen.

Ubers Jahr Wird es wahr,

Wollen wir lachen

Und es noch viel schöner machen.