Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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V. Volksrätsel, Sprichwörter, Zaubersprüche.

Die Volksrätsel bewegen sich in einem bescheidenen Gedankenkreise. Sie sind fast ausschließlich Umschreibungen derjenigen Dinge, mit denen der Bauer in tägliche Be­rührung kommt. Der Flachs, die bursche, der Hahn, das Ei, der Krebs, die Windmühle, das Spinnrad, das Wühlrad und dergleichen Dinge werden nach bestimmten willkürlich herausgegriffenen Eigenschaften beschrieben, und dem Hörer liegt ob, die cklsisotu memdru zu einem geschlossenen Bilde zu ergänzen. Auch Personifikationen treten an Stelle der Umschreibung. Ein paar einfache Beispiele aus Alt-Töplitz (Erks Nachlaß 287«°):

Weiß wie Schnee,

Grün wie Klee,

Rot wie Blut,

Schwarz wie Teer,

Nun sage mir das Rätsel Herl (Airsche.)

Steit uxpet Stielicken, Leckt sich dät Mülicken. Je länger dät et leckt: Je körter et wärd. (Das Licht.)

Dem Flachse galten in der Grafschaft Ruppin folgende drei Rätsel/)

;. Was ist das, was grün aufsteht, blau dasteht und weiß zu Bette geht?

2 . Als ich jung und schön war, da war ich blau bekrönt, als ich aber alt und schief geworden, wurde ich geknüppelt, geschlagen und danach von Kaiser und König getragen.

3. As ik jung war, trug ik ne blaue Krön; as ik old war, wat ik statt (gestoßen) un schlän.

Spezifisch märkische Züge tragen die in der Mark gefundenen Rätsel nicht; das meiste von ihnen ist auch in Mecklenburg und noch weiterhin bekannt. Bescheidene An­passungen an die örtlichen Eigentümlichkeiten sind allerdings zu beobachten: Zn Stro- dehne (Kr. Westhavelland) fragt man nicht:Warum läuft der Hase über den Berg/' denn es gibt keilte Berge in Strodehne, sondern man fragt:Warum läuft der Hase über den Teich, (Dick);" stattgeiht nah't holt" heißt es in der waldarmen Gegendgeiht nach hus," und ähnliches. Unter diesen Rätseln aus Strodehneh sind auch ein paar seltenere, z. B.:

Löppt un löppt un kann nich

Ut de Stuww kämen. (De Seiher Wanduhr.)

Auch ausgedehnte Rätsellieder kennt das Volk. Ein weit verbreitetes und in der Mark mehrfach ausgezeichnetes beginnt/)

Ach Jungfer, ich will ihr was auf zu raten geben.

Und wenn sie es errät, Heirat' ich sie.

Was für ein Haupt ist ohne Zopf,

Und was für ein Turm ist ohne Knopf?

Wenn mir's der Herr nicht für ungut will halten.

So will ich ihm wohl sagen den wahren Grund:

Das häuptlein in der Wiegen ist ohne Zopf,

Der babylonisch Turm ist ohne Knopf.

st volksrätsel aus der Grafschaft Ruxpin, gesammelt von K. L. haase, Zeitschr. d. ver. für Volkskunde 3?,. Reiche Rätselsammlung auch bei Lngelien-Lahn. st Zeitschr. d. ver. für Volkskunde

st Lrks kiederhort Nr. t53s (Schwedt a/D., Brandenburg a/h. usw.).