Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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I. Die Steinzeit.

Die ältere Steinzeit.

I. Die Frage nach dem Alter des Menschengeschlechts und ihre Bedeutung für die märkische Vorgeschichte.

Die Frage nach dem Alter des Menschengeschlechts kann natürlich nicht beant­wortet werden, wenn wir nur die vorgeschichtlichen Verhältnisse auf dein so engen Raume der Mark Brandenburg in Rechnung ziehen, hier kommt die ganze Welt in Betracht, soweit ihr Boden durchforscht worden ist und weiter durchforscht werden wird. Die ältesten, unbedingt sicheren Spuren des Menschen haben sich bis jetzt in Westeuropa fest­stellen lassen. Namentlich Frankreich und Belgien sind reich an Funden aus der frühesten Urzeit des Menschengeschlechts. Diese Funde haben mit unzweifelhafter Sicher­heit ergeben, daß der Mensch bereits ein Zeitgenosse der Eiszeit, des Diluviums, gewesen ist. Die Existenz des diluvialen Menschen, die zu Goethes Zeit von bedeutenden Forschen?) einfach geleugnet, vor wenigen Jahrzehnten noch vielfach umstritten wurde, ist heute keine Hypothese mehr, sondern eine unumstößliche Tatsache. Dagegen ist die genaue Berechnung der seit dem ersten Auftreten des Menschen verflossenen Zeit bis heute ganz unmöglich. Wohl gibt uns die Natur selbst mit der Arbeitsleistung der fließenden Gewässer, mit der Mächtigkeit und der Verwitterung abgelagerter Schichten, mit dem Vorrücken und dem Abschmelzen der heutigen Gletscher Mittel an die Hand, die Zeit­dauer einzelner Perioden der Erdgeschichte schätzungsweise beurteilen zu können. Aber das alles bleibt doch nur ein Versuch, und die Fehlerquellen der einzelnen Beobachtungs­methoden sind zu zahlreich und zu groß, als daß es möglich wäre, bestimmte Daten auch nur mit einiger Sicherheit anzugeben. Die meisten Forscher nehmen jetzt an, daß seit dem Ende der Eiszeit etwa IO OOO Jahre verflossen sein müssen. Weit schwieriger ist es noch, die Dauer der ganzen Zeit bestimmen zu wollen, während welcher der Mensch auf der Erde gelebt hat. Vielleicht handelt es sich in der Tat um einige hunderttausend Jahre?) Nun sind aber nicht nur im jüngeren und mittleren, sondern auch im älteren Diluvium, ja, sogar in dem der (Zuartärzeit voraufgehenden Tertiär Funde beobachtet worden, die verniuten lassen, daß der Mensch schon während der Tertiärzeit gelebt bat. Feuersteingeräte baben sich nicht nur in den jüngsten tertiären Schichten, im

>) Luvier: »I.'domme kos8ile n'exisle pss." d) A. penck: Jeitschr. f. Lthnol. I?os, s. ryoff.