350
Mocän und Miocän, gefunden;') seit einigen Jahren will man in Belgien auch im oberen Gligocän schon derartige Werkzeuge entdeckt haben?) Wenn das richtig ist, so würden wir das Alter des Menschengeschlechts jedenfalls um Zahrmillionen zurückdatieren müssen. Logleich aber ergeben sich neue, schwierige Fragen. Der Fortschritt, der sich von den ältesten Geräten der Tertiärzeit bis zu denen der ältesten Huartärzeit ergibt, ist ein ganz geringer. Sollte die Menschheit wirklich so lange auf derselben primitiven Stufe stehen geblieben sein, um dann plötzlich so gewaltige Fortschritte zu machen? Aber diese und ähnliche Fragen ist inan sich noch nicht klar. Noch wogt der Streit der Meinungen hin und her, und es fehlt nicht an Forschern, die auch jetzt noch die Existenz des tertiären Menschen überhaupt in Zweifel ziehen. Aus der Mark sind Spuren des Tertiärmenschen nicht bekannt. Trotzdem ist die Frage nach dem Alter des Menschengeschlechts für eine Darstellung der märkischen Vorgeschichte nicht unwesentlich. Wir müssen in der Lage sein, das erste Auftreten des Menschen in der Mark in Beziehung setzen zu können zu den ältesten Spuren menschlicher Tätigkeit überhaupt. Außerdem kann man niemals wissen, ob nicht in näherer oder fernerer Zukunft auch in der Mark Funde ans Licht gezogen werden, die für die Beantwortung der Frage nach dem Alter des Menschengeschlechts einige Beiträge liefern.
2. Das Eolirhenproblem.
Aberreste des Diluvialmenschen sind bereits mehrfach gefunden worden. Das Dasein des Tertiärmenschen konnte bisher durch Skelettreste in ungestörten tertiären Schichten noch nicht bewiesen werden. Erst neuerdings entdeckte man in den Landen von Mauer bei Heidelberg einen Unterkiefer, der wohl auf der Grenze vom Tertiär zum Diluvium steht?) Zm übrigen wird die Existenz des Tertiärmenschen einzig und allein aus dem Vorkommen künstlich angefertigter Werkzeuge im Tertiär geschlossen. Bei Feuersteinwerkzeugen einfachster Art ist es aber durchaus nicht immer leicht, festzustellen, ob ein solcher Stein von Menschen benutzt oder gar bearbeitet worden ist, oder ob er seine oft recht eigentümliche Gestalt durch Einwirkung natürlicher Kräfte erhalten hat. Es ist daher ganz erklärlich, daß um diese Urzeugen des Menschengeschlechts viel gestritten worden ist und auch heute noch viel gestritten wird.
Da diese einfachsten Feuersteinwerkzeuge der Morgenröte der menschlichen Kultur angehören, so werden sie Eolitheh genannt (griechisch ec--s, ion. und ep.
— Morgenröte; lateinisch Eos; — Stein). Die früheste Stufe der Ent-
') Über märk. Tertiär s. Ld. Zache: Landeskunde I, ,909, s. ^—95.
*) Rutot: On xrsve prodlSme. Kuli. 8 oc. belxs äe § 6 ol. XXI, ,907.
2) V. Schötensack: Oer Unterkiefer des ktvmo kieiäelbergensis usw. Leipzig, N). Engel- mann, ,908. — H. Ulaatsch: Zeitschr. f. Lthnol. ,90g, S. S29. — A. Sauer, Exkursion in die Maurer Sande usw. Ber. über die Vers, des Gberrhein. geol. ver. ,909, S. 2Sf. Dazu Regel: Zentralbl. f. Anthrax. XV, ,9,0.
*) Auch über Umfang und Inhalt des Begriffs „Lolith" ist noch keine Einigung erzielt. Verwarn schiebt zwischen Lolithe und Paläolithe noch Archäolithe ein (üxxakoe — uralt; Tra^a.-,'- --- alt). — Zeitschr. f. Lthnol. ,909, s. 982, 825 ; ,905, s. ,029ff. (Hahne); ,90s, S. 295 (Viegers-Hahne).