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Schlagstätten von Schmöckwitz, Kreis Teltow, und Tladow, Kreis Osthavelland, auch noch in späterer Zeit benutzt wurden.
Auf diesen steinzeitlichen Werkstätten findet man unter zahllosen Feuersteinspänen, die beim Absprengen vom Kernstein (Ruelsns) als Abfall auf der Arbeitsstelle liegen geblieben sind, neben den Kernsteinen selbst alle möglichen Feuersteingeräte, meist so klein, daß sie nur in einer Holzfassung zu gebrauchen sind. Au ihnen gehören haarscharfe Messer, feinspitzige Bohrer, winzige Pfeilspitzen und Schaber zum Bearbeiten der Tierhäute und zum Glätten der Holzgeräte. Bei weitem größer und weniger zierlich zugeschlagen sind Feuersteingeräte, die wir von Kalbe an der Milde in der Altmark kennen. Neuerdings ist auf dieser Fundstätte auch eine querschneidige Pfeilspitze gefunden worden?)
Landhebungen im Nordosten und im Westen verwandelten die Ostsee in einen Süßwasserbinnensec. Aütland stand durch eine Landbrücke mit Skandinavien in Verbindring. Nach einer damals in der Ostsee massenhaft vorkommenden Schnecke s^uo^lu» kluriutilis) bezeichnet man die Periode als Ancyluszeit?) Das Gis hatte sich bereits weit nach Norden hin zurückgezogen. Das Klima wurde milder und milder. Der Wald drang bis an die Küste vor. Während der Frühzeit herrschten in seinem Gebiete, wenigstens irr Dänemark?) wahrscheinlich auch im übrigen Ostseegebiet, neben der Kiefer noch Birke und Espe vor, die dann von der Kiefer mehr und mehr zurückgedrängt wurden. Das Rentier war aus Norddeutschland verschwunden. Die Aagdtiere der Ancyluszeit sind Elch, Urstier, Hirsch, Reh und Wildschwein.
An der Nähe eines Fließes, das sein Wasser in die Havel ergießt, fand man bei Fernewerder im Kreise Westhavellandh 24 Wildgruben, die in drei bogenförmigen Reihen so angeordnet waren, daß die Gruben der Hinteren Reihe immer hinter den
tz Kupka: Zeitschr. f. Lthnol. 1907, S. 202ff. — Prahlst. Zeitschr. 1910, II, S. so, Anm. — G. Rossini,a (Mannus I, 1909, S. 27 ). — Zum Unterschiede von der mikrolithischen Kultur bezeichnet inan die hier in Betracht kommenden Geräte als makrolithisch »---pöe — klein,
--- groß).
2) Unsere Anschauungen über die Kultur der Ancyluszeit gründen sich zum größten Teil auf Saranws ausgezeichnete Untersuchung des großen Moors von Mullerux. (Sarauw: Sa stenslckers boplrcls i lVlaxlemose veci lVlullerup. ^arbsxer kor norö. Oläkynäixlieci ox Historie. 1902, S. 1-Z8ff.) Prähistor. Zeitschr. III, 1911 S. 52 ff. — vgl. dazu: p. Reinecke: Zur Kenntnis der frühueolithischen Zeit in Deutschland. Mainzer Zeitschr. III, S. -z-zff. — G. Kossinna: Mannus l 2 . 28 ff. — R. Beltz, Die vorgeschichtliche» Altertümer des Großherzogtunis Mecklenburg-Schwerin. >910,S.8—l2. — A. Iv. Brogger: Prähistor. Zeitschr. 1910, II, S. -ZN. — Daß ein großer Teil der im Havellande gefundenen Horn- und Knochengeräte einer sehr frühen Periode angehört, ist, wenn auch nicht gewiß, so doch mindestens sehr wahrscheinlich. Dafür sprechen neben den typologischen Gründen auch die wenigen Beobachtungen, die bisher über die Lagerung der in Frage stehenden Altertümer gemacht worden sind. Sicher ist aber, daß einzelne dieser Knochengeräte noch in weit späterer Zeit Vorkommen. Mit dieser Einschränkung behandle ich die Horn- und Knochengeräte hier im Zusammenhänge. Materialuntersuchungen und genaueste Beobachtung der Lagerung der Geräte sind dringend notwendig.
') Joh. Hoops: Ivaldbäume und Kulturpflanzen im germanischen Altertum. Straßburg 190z, S. 22 ff.
H L. Krause: Nachrichten über deutsche Altertumsfunde. 1902, S. 28 ff. Daher Abb. 159 bis i« 7 .