35g
zugleich für die Chronologie von größter Bedeutung sind. Als die ältesten Steingräber haben sich dieDolmen (Abb. i 69 ) erwiesen. Alls eiiligeil (3, 4 oder mehr) Mondsteinen ruht ein mächtiger Deckstein, der oft zugleich als Mpferstein gedient haben mag.') Die Dolmen stehen meist frei und weithin sichtbar auf Anhöhen. Sie waren früher wohl mehr mit Erde bedeckt, als sie es heute sind. — Nach und nach änderte sich die Horm dieser Gräber. Die Kammer wurde größer und diente dann stets als Massenbegräbnisstätte. Sie ist nun mindestens von zwei sehr großen Steinen bedeckt. Um für die zuletzt Verstorbenen Platz zu schassen, wurden die Knochenreste früherer Leichname in eineil Winkel zusam- mengeworsen. Die Steinkammer liegt innerhalb eines großeil Aechtecks von gewaltigen Steinblöcken, deren größte als „Wächter" an den Ecken stehen. Diesen Typus der Riesensteingräber bezeichnet man als „Hünenbetten". Eines der schönsten ist das von Mellen in der prignitz (Abb. siehe „Landeskunde" Bd. Ill, S. 168). ^m Gegensatz zu den Dolmen, die hellte
8M
frei stehen, und auch zu den Kammern der Hünenbetten, die zwar tief eingegraben sind, deren Decksteine aber über den Boden emporragen, sind die jüngsten Steinzeitgräber, größere S tei np I a t te n k amme r n und kleinere Steinkisten, vollkommen unterirdisch.
Die Seitenwände des neolithischen Grabes von Stregcch bestandeil aus Steinen, die nach Art einer Mauer in drei Schichten übereinandergepack* * waren. Als Decke dienten vier bis fünf größere Blöcke mit glatter (Oberfläche. Das Grab enthielt ein gestrecktes Skelett und ein Gesäß mit Schnur- Verzierung.
Während der jüngeren Steinzeit wurden die Leichen auch in der Mark in der Regel nicht verbrannt, sondern bestattet. Der Glaube an ein Leben nach dem Tode muß bereits ganz allgemein verbreitet gewesen sein; im anderen Halle hätte es keinen Sinn gehabt, den Toten so würdige Wobnungen zu bauen und ihnen allerlei Beigaben ins Grab zu legen. Augenscheinlich machte der fromme Glaube die Unsterblichkeit der Seele von der möglichst sorgsamen Erhaltung des Körpers abhängig, wenn auch die Hurcht vor etwaiger Wiederkehr der Verstorbenen ebenfalls Ursaebe gewesen sein mag, über den Begrabenen so gewaltige Steine aufzurichten.
Die Skelette liegen in Steinzeitgräbern fast immer in Hockerstellung. Die
Hocker bestatt» ng (Abb. s70 u. (71) war während der Steinzeit weit verbreitet.
Abb. z?o. Steinkiste mit sitzendem Packer. Suckow, Ar. Prenzlau. Aus Schumann: „Steinzeitgräber".
U w. Pastor: Zeitschr. f. Lthnol. I9N, S. 1S8. — Derselbe: Aus german. Urzeit. Berlin 1907, S. >01 ff. — Derselbe: Altgermanische INonumentalknnst. Leipzig >9to.
*) Das neolithische Grab bei Strega, Ar. Guben, und die übrigen steinzeitl. Funde der Niederlausitz. Nieder!. INitt. VI, S. »zff.