Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
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Die Viehzüchter und Ackerbauer der Steinzeit waren auch geschickte Handwerker. Das Durchbohren der Steinbeile wurde mit einem hohlen Knochen oder einem Stabe be­wirkt, den man auf den Steinhammer stützte und mittels der Sehne eines hin und her gezogenen siedelbogenähnlichen Merkzeuges in Drehung versetzte. Master und Sand halfen bei der Arbeit, und so entstand durch Hohlbohrung, bei welcher der stehen ge­bliebene Zapfen schließlich herausfiel, oder durch Vollbohrung ein konisches oder doppelt­konisches Bohrloch, je nachdem die Bohrung von einer Seite oder von beiden Seiten ausgeführt wurde (Taf. I, 4 s

Selbst die Anfänge der Astronomie gehen bis in die Steinzeit zurück. Leider fehlen in der Mark die nötigen Beobachtungen aus der Zeit, als noch viele Denkmäler der Riesengräberkultur vorhanden waren. Zn anderen nordischen Ländern, nament­lich in England und Frankreich, ist man ganz neuerdings zu der festgegründeten Über­zeugung gekommen, daß die Steinsetzungen aus neolithischer Zeit Uranfänge des Kalen­ders sind und Sonnenauf- und -Untergang zur Sonnenwende und zur Tag- und Nacht­gleiche andeuten, h Damit war die einfachste Einteilung des Zahres gegeben.

Die Mark gehört zum Gebiete der nordischen Steinzeitkultur. Diese Kultur ist im Norden, abgesehen natürlich von gewissen Beziehungen und Einflüssen, die in den verschiedenen Zeiten von Südwesten, von Süden und Südosten gekommen sind, durchaus bodenständig. Za, die nordische Steinzeitkultur hat ihresgleichen nicht in der ganzen N)elt, Ägypten allenfalls ausgenommen. Zn Ägypten wurde der Stein jedoch durch das Metall früher verdrängt als im Norden. So konnte sich die nordische Steinzeit­kultur weiter ausleben und zu jener erstaunlichen höhe entwickeln, die wir am Ende der Steinzeit und damit zugleich beim Beginn der Metallzeit bewundern. Die in den jüngsten Steinzeitgräbern auftretenden Lanzenspitzen sind wahre Kunstwerke und zeugen von einer ganz hervorragenden Geschicklichkeit in der Bearbeitung des spröden Feuerstein­materials. Diese Technik wagte sich sogar an die Nachahmung gegossener Metallgeräte in Stein heran und leitet so langsam hinüber in die Bronzezeit.

-II,

Abb. 18 >. Feuersteinspaii mit Schlagmarke Abl>. i>82 Jühnsdorf Kr. Teltow.

(Schlagzwiebel) und Wellenlinien. Aus: Feuersteinincsser und -splitter. Slg.

S. Müller: Nord. Altertumskunde. hindenburg, Großbccren.

') Oevoir: Urzeitliche Astronomie in Westeuropa. Mannus I, lgoq, S. 7t ff. F. Solger: Mannus II, Heft -l, t9ll, §- 286.