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hinein im Gebrauch. Während der ganzen Bronzezeit spielen die verschiedenartigster! Formen der Bronzenadeln eine hervorragende Rolle. Auch sie sind in den meisten Fällen für eine bestimmte Periode ganz charakteristisch, Zn der ältesten Bronzezeit begegnen uns nicht selten Bronzenadeln mit schräg durchbohrten Röpsen (Abb. s 8 ß)?) Sie waren gewiß sehr praktisch. Zog man durch die Durchbohrung einen Faden und wickelte den, nachdem die Nadel durch die Falten des Gewandes gesteckt worden war, um die Spitze, so saß die Nadel fest und konnte aus der Gewandfalte nicht Herausgleiten. Durchbohrt man nun nicht den Ropf, sondern den Hals der Nadel und nimmt anstatt des Fadens einen Bronzedraht, so haben wir eine Gewandnadel erhalten, die sich von einer gewöhnlichen Bronzenadel wesentlich unterscheidet und als Fibel bezeichnet wird. Die Fibeln dienen also ursprünglich einem praktischen Zweck, sind aber zugleich auch Schmucknadeln. Sie begleiten uns vom Ausgange der zweiten jDeriodck) der Bronzezeit ab durch die ganze Borgeschickte, und da ihre Formen nach dem Geschmack und der Mode des Zeitalters schnell wechseln, so ist eine Fibel das beste „Leitfossil" eines vorgeschichtlichen Fundes und auch noch in frühgeschichtlicher Zeit oft mehr wert als eine Münze.
Da während der Entstehungszeit der nordischen Fibel in unserer Heimat wie in ganz Nordeuropa und weiterhin eines der häufigsten Verzierungsmotive die Spirale ist, so fällt es nicht auf, daß die beiden Enden des Bronzedrahtes, der den Bügel der Fibel bildete, zu Spiralen ausgezogen wurden (Taf. II, 12 u. II). Der Bügel hat verschiedene Form; er ist draht artig, blatt- oder rautenförmig, später zuweilen gewölbt oder gar raupenartig (Taf. II, so). Auch die Gestalt des Nadelkopfes ist wandelbar. Während
tz Im Besitze des Herrn Or. Hindenburg-Großbeeren befindet sich ein Manuskript: Heidnische Altertümer, welche in der Umgegend von Königsberg i. d. Nm., in angrenzenden Kreisen usw. gefunden sind. Mit einer Karte der Umgegend Königbergs und 37 Tafeln mit Abbildungen und Plänen. Von Lehrer F. W. Voigt. !S?q. Herr Or. Hindenborg hat mir diese Handschrift freundlichst zur Verfügung gestellt. Ls ist die äußerst fleißige und sorgfältige/Arbeit,'eines für vorgeschichtliche Altertümer begeisterten Mannes, der alle Beobachtungen und Fundumstände kurz und genau verzeichnete. Die Nadel Abb. !8y mit durchbohrtem Kugelkopf stammt nicht von Hohenkränig, wie im Katalog des Märk. Mus. und auch Zeitschr. f. Lthn. II02 S. l02, Mannus I S. 124, angegeben ist. Sie lag nach Voigts genauer Angabe auf der Brust eines Skeletts, das mit zwei anderen Skeletten bei Grabow, Kr. Königsberg Nm., am Wege nach Hanseberg gefunden wurde. Die Nadel kam in den Besitz des Majors von Humbert nach Hohenkränig und von da !5 Jahre später !877 unter falscher Fundortangabe in das Märk. Mus. Ich gebe die Nadel wieder, wie Voigt sie gezeichnet hat. Der untere Teil ist schon vor !877 verloren gegangen. Jnv. Nr. 4387/8. Das Museum zu Frankfurt a. V. besitzt, wie mir Herr Klittke freundlichst mitteilte, eine Nachbildung der Nadel von Grabow.
Fibel von Kantow, Kr. Ruxpin. Waase, Mannus II, Tafel XV.
Abb. !8I. Bronzenadel von Grabow, Kr. Königsberg Nm. Märk. Mus. II. ^387/8. b/,.