Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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in ihm die allerverschiedensten Gegenstände vereinigt sein, die das Vermögen dessen dar­stellten, der den Schatz vergraben hat. Ls kann sich in solchem Lalle natürlich auch ein­mal um Waren handeln, die der Kaufmann an fremdem Orte vor gierigen Händen barg, ohne später wieder Gelegenheit zu haben, seinen Schatz zu heben. Die Niederlegung eines solchen Schatzes kann aber auch erfolgt sein in ängstlicher Fürsorge für das Leben nach dem Tode, und wir haben wohl in manchen Schätzen eine Selbstausstattung für das Jenseits zu sehen. Wer den Geiz oder die Habgier seiner Verwandten fürchtete, stattete sich so selber mit allem aus, was ihm hier lieb war, und was er jenseits nicht gern entbehren mochte. Auch diese Selbstausstattungen für das Jenseits können also die verschiedensten Gegenstände enthalten, Waffen, Geräte und Schmuck. Aber auch die Götter und das Opfer für die Unsichtbaren sind hier mit im Spiele. Weihegaben für die höheren Wachte mögen bei vielen Gelegenheiten öffentlichen und privaten Tharakters geopfert worden sein. Die Beute ganzer Kriegszüge oder siegreicher Schlachten wurde noch in frühgeschichtlicher Zeit den Göttern geweiht. Zm kleinen mag das oft geschehen sein, und so finden sich denn häufig Lunde, in denen jedes Stück an seinen Platz gelegt wurde, so sorgsam, daß z. B. alle Beile mit ihren Schneiden nach außen lagen. Votivgaben oder Weihefunde werden im allgemeinen aus mehr gleichartigen Stücken bestehen.

Als letzte, aber gewiß nicht unwichtige Art der Depotfunde haben wir die Gießerfunde zu betrachten, die ein Handwerker vergraben hat, oder die ihm bei irgendwelchen unglücklichen Zufällen verloren gegangen sind. Auch andere Gründe mögen oft maßgebend gewesen sein, einen Schatz zu bergen. Wer erinnerte sich hierbei nicht der Sage von Theseus, der von seiner Mutter an den großen Stein geführt wird, unter dem das Schwert und die Sandalen seines Vaters lagen? Und diese bekannte Sage reicht mit ihren Erinnerungen hinauf in die ältere Bronzezeit. Die Helden Homers trugen ja zumeist noch Bronzewaffen; die Zeit der alten Heroen und Halbgötter muß also erst recht die Bronzezeit sein. Das Schwert des Theseus kann nur ein Bronzeschwert gewesen sein. Und daß auch die Bewohner der Mark während der Bronzezeit Heroen waren, ganz im Sinne Homers, unterliegt keinem Zweifel. Denn der Mann der Bronze­zeit ist nicht zu denken ohne seine Waffen, ja selbst die Lrau trägt fast immer den Dolch, was wir namentlich aus nordischen Gräbern wissen.

k. Die ältere Bronzezeit.

l. Lunde aus der I. Periode.

Aus der ältesten Bronzezeit besitzt das Märkische Museum eine ganze Reihe von Lunden, die in einem großen Schranke vereinigt sind und so ein anschauliches Bild der Kultur während der ersten Bronzeperiode geben?) Der Depotfund von Wüster- mark (Taf. III, I4) wurde beim pflügen entdeckt. Lr besteht aus vier großen, massiven Bronzeringen mit einfacher Strichverzierung; die Lnden sind teils pfotenartig

tz A. Aiekebusch: Oie prähist. Abt. d. Mark. Mus. Mannus I, S. Abb. 2.