Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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sein. In der Öffnung, durch welche die flüssige Bronze gegossen wurde, entstand immer ein Gußzapfen, der aber leicht abgebrochen werden konnte, hierauf wurde die Guß­naht sorgfältig abgefeilt und das gegossene Stück meist noch verziert, wobei man einen schmalen Bronzemeißel als Punze verwendet (Taf. VI).

2. Rleidung.

Im Königsgrabe von Seddin waren an einem Stückchen Eisen Fellreste an­gerostet. Es ist nicht unmöglich, daß die Fellreste von Kleidungsstücken herrühren. Trotzdem wäre es ganz irrig, in diesem Funde einen Beweis dafür zu sehen, daß man sich in der Bronzezeit ausschließlich mit Fellen gekleidet habe. Wahrscheinlich sind es hier Überbleibsel einer kostbaren pelz Verbrämung. Die kleine Nähnadel aus dem­selben Grabe wäre für Pelzbearbeitung viel zu schwach. Aber auch die beiden manschettenknopfähnlichen Doppelknöpfe würden für Fellkleidung nicht ausreichen. Der Schluß, daß während der Bronzezeit nicht nur Fellkleidung getragen wurde, ließe sich auch aus der Verwendung oft sehr zierlicher und kleiner Gewandnadein oder Fibeln ziehen. So könnten wir schon nach Beobachtungen an märkischen Funden behaupten, daß die gewöhnliche Kleidung der bronzezeitlichen Bevölkerung nicht ausschließlich aus Fellen bestanden haben kann. Weit besser aber können wir uns über diese Frage unterrichten, wenn wir wieder über die Grenzen der Mark hinausgehen, nach Mecklenburg, Däne­mark und Schweden, also in Länder, deren Kultur damals genau dieselbe war wie die der Mark. Dort wurden unter besonders günstigen Umständen mit den auch in der Mark vorkommenden Geräten und Schmucksachen Kleidungsstücke gefunden, die uns über Männer- und Frauenkleidung während der Bronzezeit genaueste Auskunft geben.

In dem Kegelgrabe von Blengow in Mecklenburgs war der Tote in ein wollenes Gewand gehüllt, das am halse durch eine goldene Fibel, am Gürtel durch einen Bronzeknopf zusammengehalten wurde. Die Art desGewebes erkennen wir an der Probe eines braunen Schals mit hellgelber Kante. Der ganze Schal war s,50 m lang und etwa 60 cm breit. Er stammt aus einem schwedischen Grabe?)

Vollständige Männer- und Frauenkleidung kennen wir aus dänischen Gräbern?) Die Wollstoffe haben sich in Eichensärgen sehr gut erhalten.

Der Mann trug einen Rock, der durch einen an den Enden mit Quasten besetzten Gürtel zusammengehalten wurde. Über dem Rock wurde ein Mantel getragen, der aus einem Stück gearbeitet war und am halse einen Ausschnitt hatte. Der Schädel des Skeletts war zerstört, Gehirn und haar fand man wohl erhalten. Auf dem Kopfe saß eine Mütze aus dicker Wolle, an der Außenseite mit Zotten besetzt, die in Knoten endigten. Außerdem lagen in dem Sarge außer den Waffen noch eine zweite Mütze und die beiden Teile eines mit Fransen besetzten Schals.

Auch die Kleidung der Frau ist uns genau bekannt. In einem jütischen Grab­hügel fand man ein Frauenskelett, das vollständig bekleidet war. Das lange haar wurde sogar von einem kunstvoll angefertigtcn Haarnetz zusammengehalten. Alle Stoffe

>) R. Beltz: vorgesch. von Mecklenburg, S. 29 ff.

V. Montelius: Knlturgesch. Schwedens, S. 90.

h S. Müller: Nordische Altertumskunde I, S. 268 ff.