Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
392
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Quellen fehlen, sondern auch, weil man der Frage nicht immer die Beachtung ge­schenkt hat, die sie verdient. In neuerer Zeit sucht man mit gutem Erfolge auch diesem überaus schwierigen Probleme weiter auf den Grund zu kommen.

Darüber ist man sich vollkommen einig, daß der Sonnendienst eine bedeutende Rolle spielte, wenn er nicht überhaupt im Ruttelpunkte des religiösen Interesses stand. Das

häufig auftretende Symbol der Sonne ist das R a d?) Eine besondere Form dieses Sonnenrades ist das Hakenkreuz, das bei allen indogermanischen Völkern als Sonnensvmbol gilt. Bei dieser Be­deutung des Rades ist es nur natürlich, wenn der Wagen (Abb. 2 s 7 ) im Sonnendienst eine hervorragende Stelle ein­nimmt. Bronze- und Tonwagen sind auch in der Mark gefunden worden. Die letzteren sind wegen ihrer Zerbrechlichkeit natürlich seltener.

Sonnenscheiben sind in Dänemark und Schweden zutage gefördert worden, und ein ganzer Sonnentempel von gewaltiger Ausdehnung stand im südlichen England?) Noch heute pilgern die Landleute der Umgegend von Stonehenge am Tage der Sommersonnen­wende zu den Ruinen jenes aus mächtigen Steinblöcken erbauten Heiligtums, wo der am Altar stehende Priester zwischen zwei Pfeilern hindurch genau über einem Steine auf der nach Msten gerichteten Straße die Sonne aufgehen sah. Astronomen haben berechnet, daß dieser Sonnentempel um das Jahr 1680 v. Ehr. erbaut sein muß. Hätte man zu einer Zeit, als die Mark an Steindenkmälern der Vorzeit noch reicher war, auf derartige Dinge geachtet, so brauchten wir vielleicht nicht nach Belegen aus anderen Ländern zu suchen. Mit dem Sonnendienst und dem Lauf der Sonne werden auch die Trojaburgen in Ver­bindung gebracht, die ja heute noch bei den Spielen unserer Rinder beliebt sind.

Als ein weiteres Symbol der Sonne galt das Schiff, das Boot, das nicht nur auf schwedischen Felsenzeichnungen, sondern auch auf einem märkischen Bronzemesser zu finden ist (Abb. 2s8). Als Attribut des Himmelsgottes wurde die Art verehrt, zunächst wohl die Doppelaxt. Doch auch Prachtbeile, die für den Gebrauch vollkommen ungeeignet sind und oft noch den Tonkern im Innern haben, waren gottes­dienstliche Geräte.

Dem niederen Aberglauben dienten als schützender Zauberschmuck sowohl An- st V. Montelius: Mannus I, S. 54 ff.

vgl. dazu: Schuchhardt, Pastor usw. Jeitschr. f. Lthnol. t 9 N, 5 . ISZff. L. Schuch- Hardt: prahlst.'Zeitschr. II, 1910, 5 . 292. IV. Pastor: Aus gcrman. Vorzeit >907, S. 54.

Abb. 2 t s. Schiff mit Steuer und Sonnenbildern. Verzierung auf einem Bronzemesser von tvarnow, Ar. tvestprignitz. Märk. Mus. II. 22S59. 2/3.

Abb. 2Z 7. Bronzewagen von Burg im Spreewalde.