Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
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Das vorgeschichtliche Dorf bei Buch liegt auf einer diluvialen Erhöhung, die ringsum von Niederungen, Wasserläufen und Brüchen eingeschlofsen wird, nordwestlich vom heutigen Dorfe auf dem entgegengesetzten Ufer der pauke. Die ehemals besiedelte Fläche umfaßt etwa s 60 000 gm oder 64 Rlorgen und nimmt einen großen Teil der Erhöhung ein, die, aus Land und Nies bestehend, nur hier und da von Wasserlöchern durchsetzt ist. Immerhin blieb für Garten- und Ackerbau genügend Raum zur Verfügung. Der Platz eignete sich ausgezeichnet zur Besiedlung. Er lag völlig trocken, bot Schutz gegen Überfälle, und die Versorgung nnt Wasser machte keine Schwierigkeiten. Das Dorf war während der ganzen jüngeren Bronzezeit, also Jahrhunderte hindurch bewohnt. Nach der Witte zu haben mehrere Häuser nacheinander ungefähr auf dem­selben Platze gestanden, so daß sich in vielen Fällen nicht mehr unterscheiden läßt, zu welchem Hause die erhaltenen Überreste gehörten. Wie groß die Zahl der Häuser ge­wesen ist, die zu gleicher Zeit hier eine Dorfgemeinde bildeten, ist aus diesem Grunde nicht mehr genau zu ermitteln. Sicher ist aber, daß die Ansiedlung bei Buch unseren heutigen größeren Bauerndörfern an Größe nichts nachgab.

Die einzelnen Häuser lagen in der Regel nicht wie heute an einer Straße, sondern jeder baute sein Haus gerade so, wie es ihm gefiel oder wie er am besten Platz hatte. Die Giebelseiten der Häuser sind nach den verschiedensten Himmelsgegenden gerichtet. An der Peripherie, wo die Besiedlung weniger dicht gewesen ist, läßt sich erkennen, daß die einzelnen Häuser nicht dicht nebeneinander, sondern durch größere Zwischenräume voneinander getrennt standen.

Die Häuser waren sämtlich viereckig, aber nicht genau rechtwinklig gebaut. Die Wände wurden durch etwa 30 cm starke Holzpfosten gestützt. Diese Pfosten standen bis zu I m tief in der Erde, nicht selten auf einer Steinunterlage und wurden seitlich mit Steinen verkeilt, um ihnen besseren halt zu geben. Über der Erde werden sie also ungefähr 2 m hoch gewesen sein. Die senkrecht stehenden Pfosten wurden durch wagerecht über- einandergelegte dicke Baumstämme verbunden, die man mit Ruten an den Pfosten fest­band. Die Fugen zwischen den nur abgeschälten und allenfalls noch roh behauenen Stämmen strich man mit Lehm aus. Dieser war nicht mit Stroh, sondern mit kleineren Steinen vermischt. An den Ecken des Hauses kreuzten sich die Baumstämme und ragten, ähnlich wie beim Blockbau, über den Areuzungspunkt hinaus. Das Haus wurde durch eine Mittelwand in einen größeren und einen kleineren Raum geschieden. Im größeren lag stets derherd, während der kleinere nicht selten nur den Eharakter einer Vorhalle hatte. In einigen Fällen war die Hälfte des Vorraumes noch als be­sonderes Zimmer abgeteilt.

Der Herd bestand in den weitaus meisten Fällen aus vielen kleineren und größeren, sorgfältig gepackten Feldsteinen. Die Steine sind vom Feuer stark geschwärzt und durch anhaltende Einwirkung des Feuers teilweise so mürbe geworden, daß man sie zwischen den Fingern zerreiben kann. Neben dem Herde liegt häufig eine Grube, in welche die vom Herde abgeräumten Brandreste geworfen wurden. In unmittelbarster Nähe eines Herdes wurde ein sorgfältig behauener Stein gefunden, der augenscheinlich als herdsitz gedient hat. Neben einem anderen Herde lag noch ein verkohlter Holzhaufen. In einigen Häusern waren großeTongefäßeinden Boden eingelassen, um darin Vorräte auf-