Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
397
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den Balkenspuren die Richtung der Wände erkennen und verraten uns durch ihre Ein­drücke auch, wie die Wand gebaut war.

Gefäßreste und Werkzeuge sind in so großer Zahl gefunden worden, daß sie allein uns beinahe ein Bild der Kultur geben könnten.

In ganz erstaunlicher Weise erinnert die Kultur der Bewohner von Buch in ihrer Reichhaltigkeit an die Kultur der vielfach gleichzeitigen Pfahlbauten -er Schweiz. Daß wir davon überrascht sind, liegt eben in erster Linie daran, daß wir bisher die Kultur der Bronzezeit fast ausschließlich aus Gräbern kannten. Manches Gerät, das man bis dahin nur den scheinbar höher kultivierten Pfahlbauern zuschrieb, wird nach und nach in den Wohnstätten unserer Gegend auftauchen.

Das keramische Material der Ansiedlung von Buch steht durch die Ge­schicklichkeit in der Bearbeitung des Tones sowohl wie durch den Reichtum der Formen und Verzierungen den Tongefäßen aus den Gräbern vom Lausitzer Typus nahe. Große Vorratsgefäße bis zu einer Höhe von Hs- in und kleine Fläschchen und Näpfchen, die nur wenige Zentimeter hoch sind, Bruchstücke aller Formen vom rohesten Topfe bis zum sorgfältig gearbeiteten Buckelgefäß, Deckel in jeder möglichen Grnamentierung umgrenzen den ganzen reichen Formenkreis der Tonware.

Abb. 2 >9. Nadel von einer Bronzefibel. Buch. Märk. Nus.

Steinbeile und Steinhämmer wurden in Buch nicht selten verwendet, aber noch bei weitem häufiger sind Knochengeräte. Hirschhornhacken dienten zur Beackerung des Bodens, Pfrieme aus Knochen bei Bearbeitung -er Felle und zur Herstellung der Klei­dung; spatelförmige Spitzen fanden wahrscheinlich auch Verwendung bti der Verzierung der Tongefäße. Knochenperlen reihte mau zu einer Halskette aneinander. Griffe der Handwerksgeräte und Paradestäbe sind ebenfalls aus Knochen hergestellt. Aus Knochen ist auch eine Backenstange vom Pferdegebiß geschnitten, die dreimal durchbohrt ist, einmal in der Mitte von rechts nach links zur Befestigung des durch das Maul gezogenen Gebisses, und zweimal, oben und unten, von vorn nach hinten zum Durchziehen der Zügelenden.

Bronze ist verhältnismäßig seltener angetroffen worden. Das ja auch heute noch kostbare Metall wurde sorgfältig verwahrt. Die Bruchstücke zerbrochener Geräte hat man sicher zu neuen Werkzeugen oder Schmuckstücken umgeschmolzen. Dennoch ging hin und wieder ein wertvolles Stück verloren, und neben kleineren und größeren formlosen Bronzeresten wurde ein etwa 40 cm langer kantiger Bronzedraht, eine Bronzepunze, die zum Einschlagen der Ornamente auf Bronzegeräten diente, mehrere gut erhaltene und mehrere zerbrochene Nadeln, aber auch ein vollständig erhaltenes Bronzemesser mit aufwärts gebogener Spitze und die lange, durchbohrte und auf dem sehr breiten Ende verzierte Nadel von einer großen Bronzefibel gefunden (Abb.

Messer und Nadel sind allein schon kleine Kunstwerke. Daß man aber versuchte,