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Zwar waren nicht alle Wände ihrer ganzen Länge nach an den Streifen zu erkennen. Um so wichtiger waren dagegen einzelne Beobachtungen, die an den Kreuzungspunkten der dunklen Streifen gemach! werden konnten.
Ist es nun überhaupt unbedingt sicher, daß die dunklen Streifen Spuren vergangener Balken sind?
Wem die bisher angeführten Beweise noch nicht genügen sollten, der mag an alten Gebäuden beobachten, wie Holzbalken vermodern. Ich hatte im Zum dieses Jahres l. H ausgezeichnete Gelegenheit dazu an der Berliner Festungsmauer, die bei den Ausschachtungsarbeiten zur Untergrundbahn zwischen dem Amtsgericht und dem neuen Wert- heimbau in der Grunerstraße in der Nähe des Aleranderplatzes in Berlin zutage trat. Von dieser Festungsmauer, die durch den Großen Kurfürsten gebaut wurde, kannten wir vorher den ganzen Grundriß und Verlauf, die Baumeister, sämtliche Daten der Erbauung und der Erneuerung; nur das Profil der Mauer war unbekannt und konnte bei dieser Gelegenheit zum ersten Wale genau beobachtet werden. Als Unterlage hatte man für die 4 m breite, aus Kalksteinen erbaute Mauer mächtige Kiefernbalken rostartig auf den gewachsenen Boden gelegt und diesen Rost durch dicke pfähle vor Verschiebung gesichert. Als später die Festung an Wert eingebüßt hatte, ließ man den davorliegenden Graben versumpfen, und im s8., vielleicht sogar erst zu Anfang des ist. Jahrhunderts errichtete man in der heutigen Grunerstraße ein Gebäude, das zum Teil noch im alten Festungsgraben steht. Die Fundamente dieses Gebäudes grub man nicht bis auf den gewachsenen Boden aus, wo das Haus seinen natürlichen und besten Untergrund gefunden hätte, sondem man sicherte den Unterbau im versumpften Graben durch Balken und Bohlen. Diese Balken und Bohlen sind heute noch so gut erhalten, daß man sie sehr wohl für ein neues Gebäude verwenden könnte. Die ein oder anderthalb Jahrhunderte älteren Balken, Bohlen und Pfosten der Festungsmauer selber sind dagegen in einigen Fällen schon stark angegriffen, teils sogar bereits bis zum Kern hin morsch und mürbe geworden.
Diejenigen pfähle, welche im Innern die Stadtmauer begleiteten und mit ihren Bohlen der Böschung Halt geben mußten, standen in reinem Sande, also ähnlich wie die Pfosten und Balken in Buch. Holz, das nicht im Sumpf oder im Wasser steht, wird eher von Fäulnis befallen, und so sind auch die pfähle an der Innenseite der Stadtmauer am stärksten zersetzt.
Die Rinde und die äußeren Teile dieser Pfähle sind kohlschwarz, ohne daß man darum unbedingt annehmen müßte, sie wären vor dem Einsetzen ins Feuer gehalten worden. Vielfach wird das der Fall gewesen sein. Die mit Rinde bedeckten Teile können aber wenig oder gar nicht dem Feuer ausgesetzt gewesen sein, sonst wäre die Rinde selber leicht völlig verbrannt. Die tiefer unter der Rinde liegenden Teile hatten sich teilweise grünlich- gelb gefärbt, und an manchen Stellen war sogar der mit dem Pfahl in Berührung gekommene Sand von derselben Farbe. Denkt man sich den Verwesungsprozeß noch weiter fortgeschritten, so kommt man auf die bei Buch beobachteten Tatsachen. Es ist klar, daß so schwere Balken und Pfosten nicht spurlos verschwinden können. Von oben her fällt in die durch Verwesung der Rundhölzer entstandenen Höhlungen der Boden, der unmittelbar über den Balkenresten lag. Das ist in Buch aber in den meisten Fällen schwarze Kulturerde. Wenn die Balkenspuren in Buch nicht an allen Grundrissen