Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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die Erbauer einer ganzen Reihe von älteren märkischen Befestigungen, die später übrigens sehr häufig von Ulenden wieder besetzt und verteidigt wurden. Zu diesen Burgwällen mit einer älteren und einer jüngeren Schicht gehören z. B. der Schloßberg bei Burg im Spree­walde und die Römerschanze bei Potsdam. Die Tongefäße sind ausschließlich mit der Hand, also ohne Anwendung der Töpferscheibe geformt. Der Ton ist mit Steinchen ver­mischt. Die geradezu staunenswerte Mannigfaltigkeit der Formen und Verzierungen zeugt von Vielseitigkeit und Geschicklichkeit der Verfertiger und zugleich von einer Freude an diesem Formenreichtum, die zuweilen einen Hang zu Spielereien verrät und zu allerlei Seltsamkeiten ausartet. Beziehungen der Lausitzer Kultur zur gleich­zeitigen Hallstattkultur sind ganz unverkennbar sowohl in den Formen als auch in den Ornamenten?)

Schwierig war die Frage nach derchronologischenStellungder Lausitzer Kultur. Daß diese Frage in allen Einzelheiten auch heute noch nicht gelöst ist, liegt an der mangelhaften Ausbeutung der meisten Gräberfelder, die leider in den weitaus häufigsten Fällen jede Gründlichkeit vermissen läßt und den einfachsten Anforderungen wissenschaftlicher Unter­suchung nicht genügen kann. Meist kam es nur darauf an, unter möglichst geringem Aufwands von Kraft und Zeit recht viele schöne Gefäße auszugraben. Gegenüber der fast unübersehbaren Fülle des Materials ist die geringe Zahl der sachgemäß und systematisch untersuchten Gräberfelder geradezu beschämend. Me­in Zukunft Kräfte und Mittel fehlen, Grab für Grab wissen­schaftlich ausgraben zu können, da lasse man die Altertümer lieber im Boden, solange sie nicht in Gefahr stehen, vom Acker­bau oder der Forstwirtschaft ganz zerstört zu werden?)

Trotz des mangelhaft zutage geförderten Materials hat es h. Zentsch in Guben schon im Jahre l8st2 mit gutem Erfolges unternommen, wenigstens die relative Thronologie der Lausitzer Typen sestzulegen, und seine Ein teilung ist im wesentlichen auch heute noch richtig. Zeutsch unterscheidet drei Perioden. Der ältesten gehören die Buckelgefäße (Taf. VII, l4) an, die mit ihrem Ornament jedenfalls die Darstellung der Frauenbrust bezwecken. Die übrigen Gefäße der ältesten Zeit zeichnen sich durch scharfe, fast eckige Profile aus; die der zweiten Periode, aus derBlütezeit" der Lausitzer Kultur, zeigen mehr abgerundete, weichere Formen, und während der letzten Zeit treten besonders häufig Doppel-, Zwillings- und Drillings- ' gefäße auf neben meist ganz verwaschenen Formen der übrigen Tongefäße (Taf. VII, 52h. Für die Bestimmung der absoluten Thronologie mußten sowohl die Formen gewisser Gefäße wie auch die Metallbeigaben maßgebend sein. Aus allen Beob­achtungen ging hervor, daß der Lausitzer Typus dem jüngeren Teile der Bronzezeit und der ältesten Eisenzeit zugerechnet werden müsse. Prof.

Abb. 222 . Ltagengesäß mit Buckeln. Lprein- t>erg. Mark. Mus. II.

720H. stz.

Bemalte Gefäße sind in der Mark selten, vgl. Brandenburgia, Monatsbl. V, H 56 . Gr. Lzetteritz bei Landsberg a. !V.

2) vgl. Schumann-Nieck: Das Gräberfeld von Vderberg-Bralitz.

3) Niederlaus. Nitt. II, 5. iss. und Tafel I.