Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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durchlochter Wand oder durchlochtem Boden häufiger vor. So bietet dieser Friedhof allein schon einen Anhalt für die Thronologie der Lausitzer Formen und läßt uns ahnen, wieviel weiter wir schon in unserer Erkenntnis gekommen wären, wenn alle bisher ausgebeuteten Gräberfelder systematisch untersucht worden wären.

?. Das Gräberfeld von Billendorf, Rr. Sora». (Taf. VIII, l8, l52l

und 24ZZ.)

Der Urnenfriedhof lag etwa 1 km weit von Billendorf entfernt auf einer Er­höhung/) die nach Osten zu sanft ansteigt, deren Abhang also nach Westen gerichtet ist. Das Gräberfeld umfaßte einen Flächenraum von fünf bis sechs Morgen. Soweit es mit Wald bestanden war, wölbten sich über den Gräbern häufig noch kleine Hügel. Auf dem seit langer Zeit beackerten Teile des Friedhofes wären diese Hügel längst eingeebnet worden, selbst wenn sie dagewesen wären, was sich nicht mehr feststellen ließ. Zm westlichen Teile lagen die Gräber, sechs bis neun Schritte voneinander entfernt, in Reihen, die sich von Norden nach Süden hinzogen. Weiter nach Osten zu herrschte eine andere Ordnung der einzelnen Begräbnisstätten vor. Mehrere Gräber waren da rings um ein Grab herum angelegt.

Zuweilen standen die Grabgefäße frei in der Erde, zumeist aber hatte man sie mit einer Steinpackung umgeben. Zn den einzelnen Gräbern fand man meist größere Ton­gefäße, welche die Reste des Leichenbrandes enthielten. Nicht selten waren in einem und demselben Grabe mehrere solcher Urnen vorhanden. Die Urne ist fast immer mit einem schüssel- oder tellerartigen Decket verschlossen worden. Uber diesem befand sicb in vielen Fällen noch ein flacher Deckstein, der das Gefäß schützen sollte, es aber, wenn die Packung ungeschickt angelegt war, häufig zerdrückte. Um die Urnen herum wurden, fast immer zu einem Halbkreise geordnet, kleinere und größere Beigefäße gestellt. Zhre Zahl schwankt; doch sind gar nicht selten 1020 Gefäße in einem Grabe gezählt worden. Zn einem Falle waren es mehr als dreißig; da einige Gefäße zerbrochen waren, läßt sich die Zahl nicht mehr genauer bestimmen. Unter den Beigesäßen kommen hier besonders häufig die Doppelurnen vor. Merkwürdig ist, daß in einer großen Zahl von Schalen je eine kleine U a n n e oder Flasche zu finden war. Diese Flaschen treten in allen mög­lichen Größen auf, die kleinste ist 2 em, die größte 15 6m hoch. Zuweilen lag in der Schale nicht eine Aanne, sondern eine Tass e, die oft mit einem henke! versehen ist. Zn einzelnen Fällen fand man in einer größeren Schale auch ein Horn, aus Ton gebrannt und immer sorgfältig verziert. Die eigenartigsten Tongefäße, die in Billendorfer Gräbern sehr häufig Vorkommen, sind Räuchergefäße. Sie standen auch hier oft auf einen flachen Tonteller. Zhr Fuß ist durchbrochen, und der untere Teil steht mit dem oberen durch eine Öffnung in Verbindung. Der obere Teil ist schalenförmig erweitert, trägt am Rande mehrere Zapfen, so daß eine Schale, die in das Räuchergefäß gestellt wurde, nicht un­mittelbar auf dem Rande ruhte, sondern genügend Raum ließ für den Durchzug der Luft.

0 Die folgenden Angaben sind teils einem Berichte des Lehrers Lngelmann teils den Angaben des Katalogs im Mark. Mus. entnommen. Bei systematischer Ausgrabung hätten hier natürlich auch chronologisch wichtige Beobachtungen gemacht werden können.