Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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Die Hallstattkultur trägt ihren Namen nach dem überaus reichen Gräberfelde von Hallstatt im Salzburgischen, Die süddeutsche Hallstattzeit geht dem jüngeren Teile der nordi­schen Bronzezeit parallel. Auch im Norden werden Altertümer der südlichen Hallstattkultur gefunden, wenn auch selten. Stärkere Ginflüsse dieser hervorragenden, formenreichen Bronze- und Eisenkultur des Südens machen sich im Norden erst am Ausgange der Bronzezeit geltend, also mit dem Auftreten des Eisens. So dürfen wir in gewissen! Sinne auch von einer märkischen oder allgemeiner gesprochen nordischen h a I l st a tt z ei t sprechen, die sich an die letzte (fünfte) Periode der Bronzezeit anschließt und bei uns etwa der sechsten Periode nach Nlontelius entspricht (Taf. III, 2223), Es dürste sich ungefähr um die Zeit vom achten bis zum sechsten oder fünften vor­christlichen Jahrhundert handeln. Es unterliegt auch keinem Zweifel, daß gewisse Hall­statteinflüsse, namentlich bezüglich der Tongesäßformen, noch weiter fortgewirkt haben über die La-Töne-Zeit hinweg bis in die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung hinein, Wenn man aber neuerdings dahin neigt, diese Nachwirkungen der Hallstattkultur zu über­schätzen, so möchte ich von neuem darauf Hinweisen, daß hier erst genaue und zahlreiche Beobachtungen vorliegen müssen aus allen einzelnen in Betracht kommenden Gebieten. Eine vorschnelle Verallgemeinerung wäre durchaus vom Übel und könnte zu einer ganz unnützen, ja sogar recht schädlichen Verwirrung unserer endlich errungenen An­schauungen über die Chronologie der letzten vorchristlichen Jahrhunderte führen. Auch hier müssen wir wieder die BegriffeZeit" undKultur" scharf auseinanderhalten. Es hätte keinen Sinn, für jede Provinz und für jedes Ländchen nach den jeweiligen Bedürf­nissen und Anschauungen eine besondere Terminologie aufzustellen. Für einen sehr großen Teil Europas beginnt die Herrschaft der La-Tdne-Kultur etwa mit dem Jahre 500 v. Ehr. Selbst wenn in der Mark die ersten Erscheinungen der La-Tdne-K ultur was noch gar nicht erwiesen ist - - erst 50 oder 100 Jahre später auftreten sollten, so hält uns das gar nicht ab, um der klaren Übersicht willen vom fünften Jahrhundert an auch in der Mark von einer La-Tdne-Z eitzu sprechen, ebenso wie wir im Laufe der folgenden Jahr­hunderte von der römischen Kaiserzeit sprechen, obgleich niemals ein römischer Kaiser die Mark gesehen oder die Mark besessen hat. Jeder Gebildete kann sich da eine Vor­stellung machen, welche Zeit gemeint ist, und jedem wird die Möglichkeit einleuchten, daß die Mark während der ältesten La-Tdne-Zeit noch sehr wohl unter dem Einfluß der Hallstatt kultur gestanden haben kann. Scharfe Grenzen gibt es in der Vorzeit zwischen den einzelnen Zeitaltern ebensowenig wie zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit. Wichtig ist aber, daß wir die für Europa im ganzen richtigen chronologischen Daten festhalten oder festlegen, unbekümmert um die jeweiligen Anschauungen über Beginn und Ende einer Kultur in den einzelnen Landschaften. Aus diesem Grunde habe ich bei der Neuaufstellung der prähistorischen Abteilung des Märkischen Museums als Ende der Bronzezeit das Jahr 800 und als Beginn der La-Tdne-Zeit das Jahr 500 angegeben.

Wer alle Schwierigkeiten in chronologischer und kultureller Hinsicht umgehen möchte, bezeichnet am besten die Jahrhunderte vom Ende der Bronzezeit bis zum Auf­treten der La-Tdne-Kultur als früheste Eisenzeit. Die ältesten Hunde dieser Periode ent­halten meist noch Bronze und Eisen gemischt. Beide Metalle werden sowohl für Schmuck wie auch für Waffen und Geräte gebraucht. Nach und nach wird Eisen in immer