Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
413
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größerem Umfange verwendet. Nadeln in jeder Größe und verschiedenster Form, Netten, Gürtelhaken , Bes chlagstücke mit Ringen, kleine An Hängerchen und die so charakteristischen Dreiringe bilden das Atemgerät der frühesten Eisenzeit, Aber auch Eisenschwerter mit Bronzenieten, Hohlbeile aus Eisen und Pferdegebisse nebst Bronzestangen und Bronzeschmuck am Zaumzeug der Pferde kommen vor. Die Tongefäße der ältesten Eisenzeit schließen sich ihrer Form nach teils an die der letzten Bronzezeit an, teils sind sie von Bronze- und Tongefüßen des Hallstatt­kulturkreises stark beeinflußt.

Zu den eigenartigsten Gefäßen dieser Zeit gehören die in Mitteldeutschland häufiger .auftretenden, in der Mark in drei Exemplaren gefundenen hausurnen /) die nicht alle unbedingt die Form des Hauses darstellen müssen, wohl aber wenigstens durch die Tür an menschliche Mohnstätten erinnern und wie andere Tongefäße zur Aufbewahrung und Bestattung des Leichenbrandes gedient haben (Taf. IX und X).

2. Der Goldfund von Vettersfelde, Rr. Gubens) (Abb. 229 )

Im Jahre l882 wurden auf der Feldmark von Vettersfelde beim pflügen Alter­tümer von höchstem Merte und von bedeutendem kulturhistorischen Interesse gefunden. Vermutlich handelt es sich um den Inhalt eines Grabes. Wahrscheinlich lagen die Gegenstände ursprünglich in einem großen Tongefäß, wenigstens hat man noch Reste eines solchen beobachtet. Die einzelnen Stücke sind ohne Zweifel nicht in der Mark angefertigt worden. Der ganzen Arbeitsweise und dem Stile nach entstammt der Gold­fund einer altgriechischen Werkstatt in den Kolonien am Schwarzen Meere und ist jeden­falls als Prachtrüstung für einen Skythenkönig gearbeitet worden, was sich aus der Geschmacksrichtung, namentlich der Tierornamentik, vermuten läßt. Da der Fund ungefähr in die Zeit um 500 v. Ehr. gesetzt werden muß, so ist es nicht ausgeschlossen, daß wir das Denkmal eines Einbruchs skythischer Horden aus Südrußland vor uns haben, die durch die kriegerischen Ereignisse ihrer Heimat, namentlich durch die Züge der Perserkönige gegen die Griechen, nach Nordwesten abgedrängt wurden. Einer der Führer dieser Horden scheint bei Vettersfelde sein Grab gefunden zu haben, das nicht weniger glänzend ist als das etwa t000 Jahre jüngere Grab Alarichs im Busento. So wäre der Fund von Vettersfelde eine Erinnerung an den ältesten Einbruch asiatischer oder halbasiatischer Horden und als solcher ein interessantes Seitenstück zu den Zügen der Hunnen (375), Awaren, Magyaren, Mongolen (schund Türken.

Das Original des Goldfundes von Vettersfelde wird im Königl. Antiquarium zu Berlin aufbewahrt; eine Nachbildung besitzt beinahe jedes größere Museum in Deutschland.

Das größte Schmuckstück des Fundes ist ein aus starkem Goldblech getriebener Fisch. Kleine Ringe auf der Unterseite deuten an, daß der Fisch auf einer ebenen Unterlage von Holz oder Leder befestigt war. Die Rückenseite hat durch Feuer gelitten.

st Die Hausurne von Luggendors, Rr. Dstprignitz, gehört der La-Tene-Zeit an. st Furtwängler: Der Goldfund von vettersselde. Berlin <882,