Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
418
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2. Das Gräberfeld von Vehlefanz, Rr. Osthavelland.

Die älteste Form derartiger Gewandnadeln, die Früh-La-Tdne-Fibel, begegnet uns auf einem der interessantesten La-Tdne-Gräberfelder, von denen das Märkische Museum Funde besitzt, auf dem Gräberfelde von Vehlefanz/) Ar. Ost-Havelland. Fast alle eigentümlichen Erscheinungen der La-Tdne-Zeit sind auf diesem Friedhofe ver­treten. Dis großen Urnen sind zumeist roh gearbeitet und selten verziert. Auch die Bei­gefäße zeigen ähnlichen Charakter. Da die Leichen auf der Verbrennungsstätte (ustriuu) mit allen Habseligkeiten, die man dem Toten mitgab, eingeäschert wurden, so ist wenig übrig geblieben; was aber übrig blieb, hat unter der Glut des Feuers so gelitten, daß es fast unkenntlich geworden ist. Die Schmuckstücke aus Bronze und Eisen sind vielfach zu formlosen. Alumpen zusammengeschmolzen. Dem Auge eines Beschauers, der nach schönen Erzeugnissen des Aunsthandwerks sucht, bieten diese Funde wie die Funde beinahe aller La-Tdne-Gräber wenig. Wer aber sehen und lernen will, wie es einst in längst

vergangenen Tagen der Vorzeit bei germanischen Leichenbegängnissen zugegangen ist, der wird aus diesen größtenteils zerstörten Altertümern dasselbe

herauslesen, was uns Tacitus im 27. Aap'tel seinerGermania" er­zählt/) nur daß ihm hier die Dinge selbst

vor Augen stehen, ohne Abb. 231- La-Tene-Schwert/unterer Teil abgebrochenst II. iqqss. ra. - x

Vben Beschlag einer Scheide zumDurchziehen eines Riemens II. 14476. ">MU LN S enver , Am Schwerte Metallreste der Scheide. Mark. Mus. Hs. Rampitz, ohne Beschönigung

Ar. weststernberg. Eisen. ganz so,wie es einst ge­

wesen ist". In diesem

Sinne haben wir es hier zu tun mit unantastbaren Geschichtsquellen, die der eben er­wähnten Forderung Leop. v. Rankes näher kommen als irgendeine schriftliche Urkunde, als irgendein noch so scharf und kritisch veranlagter Historiker.

Auf den in den Urnen liegenden, sorgsam gesammelten Anochenresten findet sich hier und da eine Nadel oder der Rest eines Halsschmuckes, der aus lauter an Schnüren aufgereihten Bronzeröhrchen bestand. Hier und da ist eine noch einigermaßen erhaltene nicht mit aus dem Scheiterhaufen gewesen, sondern erst nach ddr Verbrennung von lieber Hand auf die letzten Reste der Verstorbenen gelegt worden. Ein Halsring, stark mitgenommen, mit hohlen Wülsten und halbkugeligen Enden erinnert an die Form der uns von klassischen Skulpturen her bekannten keltischen Halsringe (Torques) (Abb. 233). Einen ähnlichen Ring trägt auch der sterbende Gallier, und Manlius nahm ihn

tz R. Buchholz: Nachr. über deutsche Altertumsfunde. Zeitschr. f. Ethnol. I 892 , S.

Z894, S. 2gf.

2) A. Kiekebusch: Einfluß der römischen Kultur auf die germanische usw. Stuttgart 1908 , S. soff.