Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1912) Die Volkskunde / von Robert Mielke [u.a.]
Entstehung
Seite
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4. Das -La-Töne-Graberfeld und Wohnstätten bei Selchow, Rr. Teltow.

Auf der nördlichen Leite desHünenberges" standenmehr als 100 Urnen" nnt Leichenbrand?) Sie waren nicht durch Steine geschützt, sondern frei in die Erde gestellt worden. Die meisten Gefäße haben die Arbeiter zerschlagen. Nur wenige wurden gerettet. Sie enthielten außer den Leichenbrandresten einige Bronze- und Eisen­

geräte. Daß dieser Friedhof der La-Tdne-Zeit angehört, ersieht man aus der Form der Gefäße, vor allem aber aus der Form der eisernen Fibel. Besonders interessant ist das Gräberfeld von Selchow dadurch, daß auf dem entgegengesetzten Abhangs des Hügels ein vorgeschichtliches Dorf lag. Schon Friedet hat hier Wohnplätze vermutet. Welche Bedeutung aber diein kohlschwarzer Branderde eingebetteten Scherbenhaufen" hatten, hat leider niemand erkannt. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß wir es mit einer Ansiedlung zu tun haben, die in jeder Beziehung mit der Wohnstätte bei Buch überein­stimmt.Biele kreisförmige Brandstellen mit Scherben und schwach gebrannten Lehm­patzen auf einem Flächenraum von wenigen Quadratmetern" können nichts weiter be­deuten als Herdstellen, Abfallgruben und Pfostenlöcher. Die Tiefe der Brandgruben sf2 m) stimmt vollkommen mit denen bei Buch überein. Aber die mit Lehmpatzen ausgestrichenen Pflasterungen, die vom heftigen Feuer rot und mürbe gebrannt sind, haben wir nur kurze Berichte. Es läßt sich nicht entscheiden, ob es Leichenverbrennungs­stätten oder Steinherde waren. Es ist sehr bedauerlich, daß die Bedeutung dieses Platzes, der hinter Buch kaum zurückstand, nicht zu rechter Zeit erkannt worden ist?)

5. Das Gräberfeld von Binenrvalde, Rr. Ruppin. (Abb. Taf. XI, Z.)

Die Urnen waren rings von Steinen umpackt. Ls sind mehr als 200 gefunden worden?) Jede einzelne enthielt Leichenbrandreste. Zn einer sehr gut erhaltenen, eigenartig verzierten Urne lag ein eiserner Gürtel­haken. Das breitere Ende war am Ledergürtel vernietet, während der Haken in einen Eisenring faßte, den man am anderen Ende des Gürtels befestigt hatte. Außerdem enthielt das Gefäß zwei La-Töne-Fibeln. Die Fibeln weisen das Gräberfeld in die mittlere und spätere La-Ttzne-Zeit. Unter den Gewandnadeln sind besonders die mit Bronzeknöpsen be­merkenswert. Zuweilen haben die Unöpfe auf der Gberseite ein vertieftes Ureuz, das meist mit Blutschmelz ausgelegt war?)

') R. Neuhaus:Bär" 1878 , S. igf.- L. Friedet: Bär 1878 , S. 57 f. Zeitschr. f. Lthnol. IX, S. (25-1), XI, S. 58 .

2) virchow spricht einmal von Gefäßresten,die mehr dem Lausitzer Typus entsprechen", und im Kgl. Museum für Völkerkunde sind in der Tat Gefäßreste von Selchow aus der jüngeren Bronzezeit vorhandeu. handelt es sich hier um Nachklänge oder Übergänge oder um zwei verschiedene Perioden der Besiedlung und der Bestattung? Leider werden wir kaum noch Antwort erhalten auf diese Frage.

2) F. L. tv. Schwach, Ruppiner Progr. 1871, S. 19 ff.

h halsring mit Schmelzarbeit von hohen-lvutzow, Ar. Königsberg. Götze: vor-

Abb. 255. Gürtelhaken mit Kerben am Rande. Trink­hornbeschlag. Beides aus Eisen. Ragow, Kr. Teltow. II. -1588 u. -15g2. h's-